BRCA erhöht Eierstockkrebs-Risiko um 60 Prozent

Eierstockkrebs hat eine schlechte Prognose. Die radikale OP bei erblicher Vorbelastung ist darum ein nachvollziehbarer Schritt
Wer wie Angelina Jolie ein mutiertes BRCA1 oder BRCA2 Gen in sich trägt, gehört zu einer Hochrisikogruppe. Ihr Risiko für Brustkrebsbeträgt über 80 Prozent und das für Eierstockkrebs etwa 60 Prozent. Normalerweise liegen die Risiken bei zehn bzw. unter einem Prozent. Folglich finden Ärzte und Genetiker die Entscheidung von Angelina Jolie nachvollziehbar, dass sie sich zunächst beide Brüste und nun auch die Eierstöcke hat entfernen lassen. „Angelina Jolie hat sicher nach einer sehr guten ärztlichen Beratung den Weg der Primärprävention gewählt und damit einer sehr hohen Erkrankungswahrscheinlichkeit vorgebeugt“, sagte Dr. Dorothee Speiser vom Berliner Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs der Charité, nachdem die Mastektomie der Schauspielerin im Herbst 2013 bekannt geworden war.
Intensivierte Früherkennung ist Alternative zur Mastektomie
Frauen mit einem derartigen Risikoprofil haben zwei Möglichkeiten, um Brustkrebs zu verhindern: Entweder sie lassen vorsorglich das Gewebe entfernen, so wie Angelina Jolie. Oder sie wählen eine weniger radikale Lösung und nehmen die so genannte intensivierte Früherkennung wahr, also eine engmaschige Kontrolle aus klinischer Untersuchung, Ultraschall und MRT. Dadurch können die Ärzte den Krebs zwar nicht verhindern, aber so früh wie möglich erkennen und behandeln. „Bei Brustkrebs sind die Früherkennungsmöglichkeiten sehr gut“, betont der Leiter des Brustzentrums der Charité Prof. Dr. Jens-Uwe Blohmer. Weniger gut sehe es dagegen beim Eierstockkrebs aus. „Wir wissen, dass wir die Frühstadien eben oft nicht früh genug entdecken.“
Aus diesem Grund entscheiden sich offenbar auch mehr Frauen für eine Entfernung der Eierstöcke (Ovarektomie) als für eine Entfernung der Brüste. Zudem hat Eierstockkrebs immer noch eine sehr schlechte Prognose. Wie viele Frauen sich insgesamt in Deutschland einem prophylaktischen Eingriff unterziehen, weiß aber niemand so genau. Laut Expertin Speiser ziehen die meisten Frauen die intensivierte Früherkennung vor, zumindest so lange noch ein Kinderwunsch besteht.
Genetische Beratungsstellen klären familiäre Auffälligkeiten ab
In der Regel sind es die Frauen selbst, die über Auffälligkeiten in ihrer Familiengeschichte stolpern und sich dann an ihren Gynäkologen wenden. Das junge Erkrankungsalter einer nahen Verwandten, mehrere erkrankte Frauen in der Familie oder gar ein männlicher Verwandter mit Brustkrebs deuteten auf eine abklärungsbedürftige Risikokonstellation hin, erklärt Prof. Denise Horn vom Institut für Medizinische Genetik der Charité. Auch eine bilaterale Erkrankung – also der Befall beider Brüste – sei ein typisches Merkmal für das Vorliegen von erblichem Brustkrebs.
Kassen zahlen genetische Tests nur, wenn sie medizinisch notwendig sind
Dabei kann ein Blick in den Familienstammbaum prinzipiell für jeden sinnvoll sein. Denn bei fast jeder erblichen Krebserkrankung gilt: Treten in der Familie gehäuft Fälle einer bestimmten Krebserkrankung auf oder erkrankt ein Verwandter ersten Grades unter dem 50. Lebensjahr, ist besondere Wachsamkeit geboten, so die Krebsexperten. Wer eine derartige Auffälligkeit in der Familie feststellt, sollte das mit seinem Arzt besprechen. Bei ernsthaftem Verdacht helfen genetische Beratungsstellen weiter. „Wer sich auf sein persönliches Krebsrisiko testen lassen will, muss allerdings strenge, international gültige Kriterien der familiären Belastung mit Tumorerkrankungen erfüllen, damit die Kassen den Test auch bezahlen“, so Genetikerin Denise Horn. Die bloße Sorge allein reiche nicht.
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