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Bluthochdruck und COVID-19: ACE Hemmer reduzieren Risiko

Sonntag, 3. Januar 2021 – Autor:
Bluthochdruck gehört zu den Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf. Patienten, die ACE Hemmer einnehmen, erleiden jedoch viel seltener ein Lungenversagen. Das berichten Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature Biotechnology.
COVID-19 verläuft bei Patienten mit Bluthochdruck unter ACE-Hemmern deutlich milder

COVID-19 verläuft bei Patienten mit Bluthochdruck unter ACE-Hemmern deutlich milder – Foto: ©studio v-zwoelf - stock.adobe.com

Neben einem hohen Alter gehört auch Bluthochdruck zu den bekannten Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf. Ein Forscherteam hat jetzt untersucht, warum das so ist. Demnach aktiviert Bluthochdruck Immunzellen, so dass es zu einer chronischen Entzündungsreaktion im Körper kommt. Kommt nun eine Corona-Infektion hinzu, schießt das Immunsystem in vielen Fällen über und die Erkrankung nimmt einen schweren Verlauf. Die Forscher aus den Universitätskliniken Leipzig, Heidelberg und Berlin konnten jedoch auch zeigen, dass Patienten, die blutdrucksenkende ACE-Hemmer oder AT1-Blocker Medikamente einnahmen, deutlich seltener von schweren COVID-19-Verläufen betroffen waren. ACE ist jener Rezeptor, über den das Coronavirus in die Zelle gelangt.

Leichte chronische Entzündung

In der Studie wurden Patienten mit und ohne COVID-19 untersucht und dabei vorliegende Grunderkrankungen wie eben ein Bluthochdruck erfasst und welche Medikamente die Patienten einnahmen. Für die Analyse wurden einzelne lebende Zellen aus den Atemwegen von Patienten gewonnen und auf ihre Funktion analysiert. Anschließend wurde die zelluläre Abschrift des genetischen Codes einer jeden einzelnen Zelle ausgelesen. Dieses komplexe und äußerst kostspielige Verfahren erlaubt eine genaue Beurteilung des Funktionsstatus und damit auch der individuellen Funktion der Zellen.

In einer ersten Auswertung zeigte sich, dass Patienten mit einem Bluthochdruck grundsätzlich eine leichte Voraktivierung spezieller Immunzellen aufweisen. Im Fall einer SARS-CoV-2-Infektion kann dies jedoch fatale Folgen haben. „Wenn das Immunsystem bereits dauerhaft aktiviert ist, kann das bei einer akuten Entzündung dazu führen, dass der Körper nicht mehr normal darauf reagieren kann“, erklärt Dr. Maria Theresa Völker vom Universitätsklinikum Leipzig. Diese sehr leichte Entzündung sei allerdings nicht in einer normalen Blutuntersuchung zu erkennen, „sondern kann nur bei der genauen Analyse einzelnen Zellen sichtbar gemacht werden.“

Risiko unter ACE-Hemmern sinkt

In einem zweiten Schritt verglichen die Wissenschaftler COVID-19-Patienten, die die fraglichen Blutdruckmedikamente einnahmen, mit jenen, die keine Medikamente einnahmen. „Die Ergebnisse waren erstaunlich“, erzählt Dr. Völker. „Durch die Einnahme von ACE-Hemmern oder sogenannten AT1-Blockern konnte das Risiko einen schweren Krankheitsverlauf deutlich reduziert werden.“ Allerdings war das Ausmaß der Reduktion unterschiedlich: Während durch AT1-Antagonisten nur eine leichte Reduktion des Risikos für schwere COVID-19 beobachtet wurde, konnte durch die Einnahme von ACE-Inhibitoren das Risiko nahezu komplett aufgehoben werden.

Mehr als 40 Wissenschaftler haben ihre Expertise in diese umfangreiche Studie eingebracht. Dr. Sven Laudi Intensivmediziner am Uniklinikum Leipzig betont, dass es sich bei dieser Arbeit um eine Grundlagenstudie handelt: „Eine Therapieempfehlung für Patienten mit COVID-19 darf man daraus keinesfalls ableiten", erklärt er, „hier müssen große klinischen Studien folgen.“

Foto: © Adobe Stock/studio v zwoelf

Hauptkategorien: Corona , Medizin
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