
Blutdruckheilung durch Operation bei Conn-Syndrom: Neues Online-Tool hilft bei Therapieentscheidung
Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit. In Deutschland ist heute jeder dritte Erwachsene davon betroffen. In etwa jedem zehnten Fall geht der erhöhte Blutdruck auf eine Erkrankung der Nebenniere zurück, dem sogenannten Conn-Syndrom. Ärzte nennen es auch Hyperaldosteronismus oder Aldosteronismus, da die Nebennierenrinde zu viel von dem Steroidhormon Aldosteron bildet. Das Überangebot von Aldosteron hat Störungen im Wasser- und Salzhaushalt zur Folge: Während Natrium im Körper zurückgehalten wird, wird übermäßig viel Kalium über den Urin ausgeschieden. Dies führt zu einem vermehrten Blutvolumen und damit zu einer Erhöhung des Blutdrucks.
Conn-Syndrom macht häufiger Komplikationen
Ein durch das Conn-Syndrom hervorgerufener Bluthochdruck lässt sich mit konventionellen Blutdruckmedikamenten nur schlecht einstellen. Außerdem zeigen Daten, dass betroffene Patienten wesentlich häufiger von Komplikationen wie Vorhofflimmern, Herzschwäche, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Niereninsuffizienz betroffen sind als Patienten, die unter einem essentiellen Bluthochdruck leiden.
Dennoch lässt sich das Conn-Syndrom gut behandeln: Spezielle Medikamente, sogenannte Aldosteronantagonisten können die Aldosteron-Wirkung blockieren, insbesondere bei einer bilateralen Hyperplasie der Nebennieren.
Nebennieren-Operation ermöglicht Heilung des Bluthochdrucks
Wenn eine der beiden Nebennieren von einem aldosteronproduzierenden Adenom befallen ist, hilft eine Operation. Ärzte entfernen dann der Tumor bzw. die überaktive Nebenniere mit eine laparoskopischen Eingriff. In vielen Fällen kann durch eine Adrenalektomie der Bluthochdruck geheilt werden. Das Conn-Syndrom ist daher die häufigste heilbare Form des Bluthochdrucks.
Allerdings lässt sich nicht immer zweifelsfrei vorhersagen, ob eine Operation zur klinischen Heilung führt. Wissenschaftler des Klinikums der Universität München (LMU) haben nun ein online-Tool entwickelt, mit dem künftig bereits vor dem Eingriff abgeschätzt werden kann, wie groß die individuellen Heilungsaussichten eines Patienten mit einem Aldosteron produzierenden Nebennierentumors nach einer laparoskopischen Adrenalektomie sind.
Dabei handelt es sich um ein Punktesystem mit sechs präoperativen Faktoren, die maßgeblich für einen vollständigen klinischen Therapieerfolg sind:
- die Dauer des Bluthochdrucks
- das weibliche Geschlecht
- die Dosis der blutdrucksenkenden Medikamente
- der Body-Mass-Index
- mögliche Schäden am Zielorgan
- die mit bildgebenden Verfahren ermittelte Größe des größten Knotens
Online-Tool erleichtert Patienten die OP-Entscheidung
Um die Anwendung des Vorhersage-Scores zu erleichtern, hat das Team um Prof. Martin Reincke ein benutzerfreundliches Online-Tool (Primärer Aldosteronismus-Chirurgischer Outcome-Prädiktor) entwickelt. „Können wir unseren Patienten vorhersagen, wie gut ihre Chancen auf eine komplette Heilung ihres Bluthochdrucks sind, tun sie sich viel leichter mit der Entscheidung für eine Operation“, sagt der Endokrinologe und Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV des Klinikums der LMU München.
Die Ergebnisse der Arbeit wurde in dem wissenschaftlichen Fachmagazin ‚Annals of Surgery‘ veröffentlicht.
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