Blasenkrebs ist ein Krebs der Männer
Blasenkrebs gehört mit 15.400 Neuerkrankten pro Jahr eher zu den seltenen Krebserkrankungen in Deutschland. Auffällig ist, dass dreimal so viele Männer daran erkranken wie Frauen. Laut Robert Koch-Institut sind im Jahr 2012 rund 11.480 Männer, aber nur 4.330 Frauen an einem bösartigen Tumor der Harnblase erkrankt.
Ärzte vermuten, dass neben einer erblichen Veranlagung eine vergrößerte Prostata eine Rolle bei Blasenkrebs spielt. Viele ältere Männer leiden daran und können in der Folge ihre Blase oft nicht vollständig entleeren, so dass Schadstoffe zurückbleiben, die das Krebsrisiko steigern. Eine andere Erklärung für den Unterschied könnte sein, dass insgesamt mehr Männer rauchen als Frauen. Tabakkonsum und auch Passivrauchen gelten als einer der größten Risikofaktoren für Blasenkrebs. Experten schätzen, dass etwa die Hälfte aller Blasenkrebserkrankungen auf das Rauchen zurückzuführen ist. Erst kürzlich hat eine Studie gezeigt, dass Blasenkrebs und Lungenkrebs häufig gemeinsam auftreten.
Rauchen ist einer der größten Risikofaktoren für Blasenkrebs
Das Rauchen bzw. Nichtrauchen könnte auch erklären, warum die Zahl der neu erkrankten Männer seit den 1990er Jahren gesunken ist (altersstandardisiert, abzüglich der demografischen Entwicklung). Seither verzichten nämlich immer mehr Männer auf den Glimmstengel. Möglicherweise spielt aber auch der Rückgang von Schadstoffen eine Rolle, denen Männer häufiger beruflich bedingt ausgesetzt waren. So sind in Europa gefährliche chemische Stoffe wie aromatische Amine weitgehend aus den Arbeitsprozessen der Industrie verschwunden. Andererseits wurden krebserregende Stoffe auch in Haarfärbemitteln gefunden, die heute vom Markt verbannt sind. Einen Einfluss auf das Erkrankungsrisiko bei Frauen hat das aber nicht. Die Neuerkrankungsrate ist bei ihnen über die Jahre relativ konstant. Genau wie bei Männern tritt bei Frauen die Erkrankung nahezu ausschließlich im Alter auf.
Männer haben bessere Prognose als Frauen
Männer erkranken zwar nach wie vor wesentlich häufiger als Frauen an Blasenkrebs, doch sie sterben vergleichsweise seltener an ihrer Krebserkrankung. Während nach fünf Jahren noch 46 Prozent der Männer am Leben sind, sind es bei Frauen nur 39 Prozent. Rechnet man jene heraus, die altersbedingt ohnehin gestorben wären (relative Überlebensrate), wird das Verhältnis noch ungünstiger für Frauen: Nach fünf Jahren leben noch 58 Prozent der Männer, aber nur 48 Prozent der Frauen. Für dieses Phänomen gibt es eine Erklärung: Blasenkrebs wird bei Männern häufiger in einem günstigen Stadium diagnostiziert. Bei Frauen hat der Tumor dagegen zum Zeitpunkt der Diagnose häufig schon den Muskel durchdrungen und umliegendes Gewebe befallen. Die Heilungsaussichten stehen dann deutlich schlechter.
Warnzeichen: Blut im Urin
Das Tückische an Blasenkrebs ist, dass er oft lange unbemerkt bleibt. Blut im Urin ist ein erstes Warnzeichen und sollte unbedingt ernst genommen werden. Denn dieses Symptom tritt bei allen Menschen mit Blasenkrebs auf, wenngleich Blut im Urin nicht immer gleich Blasenkrebs bedeutet. So kann auch bei einer gewöhnlichen Blasenentzündung Blut mit dem Urin ausgeschieden werden. Mittels weitergehender Untersuchungen wie Ultraschall, Blasenspiegelung oder einer Röntgenkontrastdarstellung kann der Arzt herausfinden, ob tatsächlich Blasenkrebs vorliegt. Eine Heilung ist wahrscheinlich, wenn der Tumor vollständig wegoperiert werden kann. Ist dies nicht möglich, muss die komplette Harnblase entfernt werden und die Patienten bekommen einen Blasenersatz. Ähnlich wie bei einem künstlichen Darmausgang wird ein Urostoma gelegt und der Urin über die Bauchdecke ausgeschieden.
Wenige Behandlungsoptionen bei Blasenkrebs
Ansonsten sind die Behandlungsoptionen bei Blasenkrebs sehr limitiert: Chemotherapien sind in der Regel wenig erfolgsversprechend, da nur wenige Patienten gut darauf ansprechen. Und neue Medikamente wie etwa beim Nierenkrebs gibt es nicht. Auch Biomarker, mit denen man frühzeitige einen aggressiven Verlauf erkennen könnte, hat man noch nicht gefunden. Eine Heidelberger Entdeckung könnte zumindest die Nachkontrolle verbessern und die lästige Blasenspiegelung ersetzen, aber der Test braucht bis zur Marktreife noch mehrere Jahre. Gegenwärtig bietet die Operation die einzige Aussicht auf Heilung.
Foto: © ArTo - Fotolia.com