Bauchaortenaneurysma wird immer seltener operiert
Eine krankhaft erweiterte Hauptschlagader im Bauch, das sogenannte Bauchaortenaneurysma (BAA) gehört zu den häufigsten Todesursachen bei Männern über 65. Um ein lebensbedrohliches Platzen der Ader zu verhindern, müssen Ärzte die Aussackung rechtzeitig beseitigen. Entweder geschieht das mittels Bypass-Operation über einen offenen Bauchschnitt oder durch die sogenannte endovaskuläre Aneurysmaausschaltung (EVAR). Hierbei schieben die Ärzte über einen Katheter in der Leiste des Patienten einen Stent durch die Blutgefäße vor bis zum Aneurysma. Der Stent wird anschließend aufgespannt, um die krankhafte Schlagader abzudichten und ein Aufreißen zu verhindern. Im Gegensatz zur offenen Bypass-Operation kann dieser minimal-invasive Eingriff in örtlicher Betäubung erfolgen.
Bauchaortenaneurysma: Nach Stent-Eingriff weniger Todesfälle als nach Bypass-OP
Daten der Qualitätssicherung BAA zeigen nun, dass der Prozentsatz an EVAR-Eingriffen stetig zugenommen hat und gegenwärtig bei über 70 Prozent liegt. „Damit ist die endovaskuläre Aneurysmaausschaltung das bei Weitem bevorzugte Verfahren“, erklärt Professor Peter M. Vogt, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH). Auswertungen zeigten, dass die Methode zugleich sehr sicher sei. „Beim Stent-Verfahren sterben 0,67 Prozent aller Patienten innerhalb von 30 Tagen, beim offenen Eingriff sind es 4,2 Prozent“, erläutert Professor Dr. med. Giovanni Torsello, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin und Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie am St. Franziskus-Hospital Münster. Dies entspricht Registererhebungen in den USA. So ergab das „National Impatient Sample“, dass EVAR in 74 Prozent aller BAA-Fälle zum Einsatz kam, mit einer Krankenhaussterblichkeit von einem Prozent beim endovaskulären und vier Prozent beim offenen Verfahren.
Neben der geringeren Sterblichkeit hat das Stent-Verfahren gegenüber einer offenen Operation weitere Vorteile. „Der Eingriff dauert wesentlich kürzer und ist körperlich weniger belastend“, betont Professor Giovanni Torsello, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin. „Die Patienten können die Klinik einige Tage früher wieder verlassen.“
Stent-Lösung funktioniert auch in schwierigen anatomischen Verhältnissen
Dank technologischem Fortschritt kann das minimal-invasive Verfahren auch in komplizierten Fällen angewendet werden. Bis vor kurzem konnte beispielsweise kein Stent eingebracht werden, wenn zwischen Aneurysma und Nierenarterien nicht eine gesunde Gefäßstrecke von mindestens 1,5 Zentimetern Länge lag. Bei sehr gewundenen, verengten und verkalkten Arterien war es ebenfalls häufig nicht möglich, eines Stent zu platzieren. „Mittlerweile gibt es aber auch für diese schwierigen anatomischen Verhältnisse sichere Lösungen“, so Gefäßexperte Torsello.
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