Aspirin kann bei Senioren das Krebs-Wachstum fördern

Täglich Aspirin einzunehmen kann für Ältere eine Gesundheitsrisiko bergen – Foto: ©blueskies9 - stock.adobe.com
Asprin (Wirkstoff: ASS) kann bei Senioren das Krebs-Wachstum fördern. Ältere, die täglich eine niedrige Dosis einnahmen, hatten ein höheres Risiko für eine fortgeschrittene Krebserkrankung und Krebs-Tod als diejenigen, die Placebo einnahmen. Das zeigt die im Journal of the National Cancer Institute veröffentlichte ASPREE-Studie (Aspirin in Reducing Events in the Elderly).
Hintergrund: Ärzte verschreiben Menschen mit hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme häufig täglich ASS. Darüber hinaus haben klinische Studien mit Erwachsenen mittleren Alters gezeigt, dass ASS das Risiko für die Entwicklung von Krebs, insbesondere Darmkrebs, verringern kann.
Aspirin schützt nicht vor kognitivem Verfall
Der im März 2020 veröffentlichte erste Teil der ASPREE-Studie ergab jedoch, dass die Einnahme einer täglich niedrigen Aspirin-Dosis ältere Menschen nicht vor kognitivem Verfall und Demenz schützt. Den zweiten Teil der Daten-Auswertung übernahmen Forscher des Massachusetts General Hospital in Boston, des Berman Center in Minneapolis und der Monash University in Melbourne.
An ASPREE nahmen 19.114 in Australien und den USA lebende Personen teil. Keiner der Probanden hatte zu Beginn der Studie eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, Demenz oder eine körperliche Behinderung.
Gleich viele Krebs-Fälle in beiden Gruppen
Die meisten Teilnehmer waren über 70 Jahre alt, abgesehen von afroamerikanischen und hispanischen Teilnehmern in den USA, die über 65 Jahre alt waren. Die Forscher wiesen die Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip zu, entweder 100 Milligramm Aspirin pro Tag oder ein Placebo einzunehmen.
Insgesamt entwickelten 981 Teilnehmer, die Aspirin einnahmen, und 952 Teilnehmer, die Placebo einnahmen, Krebs. Dieser Unterschied zwischen den beiden Gruppen war statistisch nicht signifikant.
Aspirin kann bei Senioren das Krebs-Wachstum fördern
Tägliches Aspirin hatte jedoch Assoziationen mit einem um 19 Prozent höheren Risiko für metastasierten Krebs und einem um 22 Prozent höheren Risiko für die Diagnose eines fortgeschrittenen Krebs im Vergleich zu einem Placebo. Menschen in der Aspirin-Gruppe hatten auch ein höheres Sterberisiko während der Nachsorge aufgrund von fortgeschrittenem Krebs. Aspirin kann bei Senioren also das Krebs-Wachstum fördern.
"Die Todesfälle bei Aspirin-Patienten, bei denen fortgeschrittene solide Krebserkrankungen diagnostiziert wurden, waren besonders hoch, was auf eine mögliche nachteilige Wirkung von Aspirin auf das Wachstum von Krebserkrankungen hinweist, sobald sie sich bereits bei älteren Erwachsenen entwickelt haben", bilanzierte der leitende Studienautor Dr. Andrew T. Chan von der Harvard Medical School.
Kein erhöhtes Risiko bei jüngeren?
"Obwohl diese Ergebnisse darauf hindeuten, dass wir vorsichtig sein sollten, wenn wir bei ansonsten gesunden älteren Erwachsenen mit der Aspirintherapie beginnen, bedeutet dies nicht, dass Personen, die bereits Aspirin einnehmen - insbesondere wenn sie es in einem jüngeren Alter einnehmen - ihre Aspirin-Therapie abbrechen sollten", so Chan weiter.
Eine 2019 veröffentlichte Meta-Analyse stellte fest, dass die tägliche Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin über einen Zeitraum von etwa 5 Jahren weder die Krebsinzidenz noch die Mortalität erhöhte oder verringerte. Die meisten Teilnehmer waren aber rund zehn Jahre jünger als die Probanden der ASPREE-Studie.
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