Aortenstenose: Mechanische Herzklappen besser als biologische?

Bei einer Aortenstenose kann die Implantation einer Herzklappe notwendig werden
Eine Aortenstenose muss nicht immer durch einen Aortenklappenersatz behandelt werden. Doch wenn die Stenose zu einer Herzinsuffizienz führt, sollte eine Implantation in Erwägung gezogen werden. Optimal sind dabei Herzklappen von menschlichen Spendern, doch diese stehen nur in einer sehr begrenzten Anzahl zur Verfügung. In Frage kommen daher meist biologische Klappen aus tierischem Material oder mechanische Klappen aus Metall. Eine Studie konnte nun zeigen, dass Patienten im Alter von 50 bis 69 Jahren nach einem Aortenklappenersatz langfristig bessere Überlebenschancen haben, wenn ihnen eine mechanische statt einer biologischen Herzklappe implantiert wurde.
Biologische Herzklappen verkalken schneller
Die Frage nach der besten Option beim Aortenklappenersatz beschäftigt Herzchirurgen und Patienten seit der Einführung der biologischen Prothesen. Mechanische Herzklappen haben eine wesentlich höhere Lebensdauer als biologische Klappenprothesen, da letztere zu einem beschleunigten Alterungsprozess neigen, der nach einigen Jahren zu Funktionsstörungen führen kann. Ein wesentlicher Nachteil der mechanischen Klappen besteht hingegen in der gerinnungsaktivierenden Metalloberfläche. Dies führt zu einem erhöhten Risiko für Thrombosen und macht eine lebenslange Behandlung mit Gerinnungshemmern notwendig.
Bisher wird vor allem bei jüngeren Patienten meist eine mechanische Prothese bevorzugt, da sie als robuster angesehen wird. Bei älteren Patienten wird häufig eine biologische Herzklappe als sinnvoller angesehen, da hierbei keine Antikoagulation notwendig ist. In der Altersgruppe zwischen 50 und 69 Jahren fällt die Wahl häufig schwer.
Höhere Überlebenschancen mit mechanischen Prothesen
Um mehr Klarheit zu schaffen, haben Wissenschaftler vom Karolinska Institut in Stockholm nun ein schwedisches Patientenregister mit Daten von über 4.500 Patienten analysiert und die beiden Optionen miteinander verglichen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im European Heart Journal. Bei allen Patienten wurde zwischen 1997 und 2013 ein Aortenklappenersatz durchgeführt. Bei 60 Prozent wurde eine mechanische Klappe, bei den anderen eine biologische Herzklappe implantiert.
Wie sich zeigte, hatten Patienten mit einer mechanischen Klappe langfristig etwas bessere Überlebenschancen. Die 5-Jahres-Überlebensrate betrug 92 statt 89 Prozent, nach zehn Jahren lebten noch 79 gegenüber 75 Prozent und nach 15 Jahren waren es 59 gegenüber 50 Prozent. Der Abgleich mit anderen Patientenregistern ergab, dass Empfänger von Bioprothesen mehr als doppelt so häufig einen erneuten Klappenersatz benötigten, allerdings nur halb so häufig wegen schwerer Blutungen behandelt werden mussten. Schlaganfälle traten in beiden Gruppen gleich häufig auf.
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