Ärzte und Kassen bekämpfen Bürokratiemonster
Seit 2011 Jahren sitzen Vertreter von Barmer GEK und der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) zusammen, um die Formularflut in den deutschen Arztpraxen einzudämmen. Krankengeld-, Arbeitsunfähigkeits- oder Chronikerbescheinigungen müssen ausgestellt oder Unterlagen für die Rehabilitation ausgefüllt werden. Einen ganzen Arbeitstag, durchschnittlich acht Stunden pro Woche, verbringen Ärzte damit, Kassenanfragen zu beantworten und Formulare zu bearbeiten. Das zeigte eine Erhebung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung im vergangenen Jahr, die im Ärztemonitor veröffentlicht wurde.
Diese Bürokratie raubt Ärzten nicht nur Zeit für die Behandlung ihrer Patienten, sondern hält auch 58 Prozent der jungen Mediziner davon ab, sich in eigener Praxis niederzulassen. Papier abstempeln statt heilen – darauf haben frisch ausgebildete Ärzte keine Lust.
Ärzte und Kassen arbeiten zusammen
Erklärtes Ziel von KVWL und Barmer GEK ist es deshalb, Mustervordrucke und Kassenanfragen zu straffen, sie praxisorientierter zu gestalten und vor allem für alle verständlicher und weniger verwirrend zu machen. Überhaupt sollten in Zukunft Formulare und Dokumente in einem engen, interdisziplinären Dialog zwischen Ärzten und Kassen entwickelt werden, lautet eine Forderung der Beteiligten.
Wie das funktionieren kann, zeigen drei Formularlabore, die inzwischen in Bochum, Münster und Dortmund arbeiten. Hier sitzen Vertreter von Ärzten, der Barmer GEK, der KV und des medizinischen Dienstes ehrenamtlich zusammen und nehmen die verschiedensten Formulare genau unter die Lupe. Viele wurden schon vereinfacht. So etwa wurden die Bescheinigungen für das Krankengeld und für die Arbeitsunfähigkeit einfach zusammengefasst. Und auch bei dem Muster für die Rehabilitation gelang es, dieses von vier auf zwei Seiten zu reduzieren.
Formularen fehlt der Praxistest
Für die Barmer GEK und die KV Westfalen-Lippe steht inzwischen fest: Jedes neue Formular sollte einem Praxistest unterzogen werden. Dafür müssten auf Bundesebene geeignete Rahmenbedingungen und Testregionen geschaffen werden.
Auch der Nationale Normenkontrollrat prüft derzeit die Bürokratiebelastung von Praxen. Noch im ersten Halbjahr 2015 will er Vorschläge zur Reduzierung der Bürokratiekosten unterbreiten. Der Nationale Normenkontrollrat ist ein beim Bundeskanzleramt eingerichtetes unabhängiges Beratungs- und Kontrollgremium der Bundesregierung. Er prüft Regelungsvorhaben auf deren Folgekosten für Bürger, Wirtschaft und Verwaltung hin.
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