Adipositas bei Frauen viel weniger folgenreich als bei Männern

Obwohl Frauen einen höheren Körperfettanteil aufweisen, ist bei ihnen das Risiko geringer, an Herz- und Stoffwechselstörungen zu erkranken, als bei Männern im gleichen Alter. – Foto: AdobeStock/pictworks
Obwohl Frauen von Natur aus einen höheren Körperfettanteil aufweisen, haben sie ein geringeres Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen zu erkranken als Männer im gleichen Alter – und zwar selbst bei starkem Übergewicht. Das zeigt eine Studie der Universität Regensburg.
Schlank oder dick: Frauen haben mehr Körperfett als Männer
Die Regensburger „Weight Reduction and Remodeling“ Studie unter der Leitung von Professorin Andrea Bäßler hatte das Ziel, geschlechterspezifische Unterschiede beim Risiko für Herz- und Stoffwechselerkrankungen bei sehr adipösen Patienten zu untersuchen. Am Ende der Untersuchung zeigt sich: Frauen hatten unabhängig davon, ob sie adipös waren, einen wesentlich höheren Körperfettanteil als Männer. Dennoch wiesen Männer deutlich häufiger Zucker- und Fettstoffwechselstörungen sowie Bluthochdruck auf – zusammengenommen als „Metabolisches Syndrom“ bezeichnet.
Gruppe der „gesunden Adipösen“ bei Männern quasi nicht vorhanden
Besonders stark waren die Unterschiede der Studie zufolge bei Menschen unter 40 Jahren: Hier waren 73 Prozent der Männer, aber nur 37 Prozent der Frauen vom Metabolischen Syndrom betroffen. Adipöse Probanden, die außer der Adipositas keine weiteren Kriterien des Metabolischen Syndroms erfüllten, wurden als „gesunde Adipöse“ klassifiziert. „Die Gruppe der ‚gesunden Adipösen‘ war bei den adipösen Männern quasi nicht vorhanden“, heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), auf deren Kongress jetzt die Ergebnisse des Forschungsprojekts vorgestellt wurden. „Nur 4 Prozent der Männer waren tatsächlich ‚nur‘ adipös, hingegen erfüllten 16 Prozent der Frauen die Kriterien.“
Jüngere Männer: Deutlich häufiger krankhaft übergewichtig
„Zusammenfassend weisen vor allem jüngere Männer trotz identischem BMI deutlich häufiger eine krankhafte Adipositas auf als gleichaltrige Frauen“, sagt Christina Strack, Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie am Universitätsklinikum Regensburg. „Insbesondere die bei Männern vorhandene abdominelle Fettakkumulation scheint hierbei, neben weiteren Faktoren, eine wichtige Rolle zu spielen.“
Warum Bauchfett für die Gesundheit so gefährlich ist
„Abdominelle Fettakkumulation" bedeutet konkret: Männer speichern Fett eher in Organnähe im Bauchraum (Fachbegriff: „viszeral“) ab. Bei Frauen liegen die Fettreserven eher an Po und Hüften und dort unter der Haut („subkutan“). Ein Zuviel an viszeralem Fett beeinflusst die Gesundheit besonders negativ. In den Fettzellen wird hier nicht nur überschüssige Energie gespeichert. Die Bauchfettzellen sind auch besonders aktiv darin, Hormone zu produzieren, die den Blutdruck erhöhen, den Insulinhaushalt stören und im gesamten Körper Entzündungsprozesse auszulösen. Mögliche Folgen können Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes sein.
Nach einer Langzeitstudie des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) ist die Insulinempfindlichkeit des Gehirns ein entscheidender Faktor dafür, wo sich Körperfett anlagert – ob man von der Körpersilhouette her eher der „Apfeltyp“ oder der „Birnentyp“ ist.
Mit berücksichtigt: Körperform, Sport, Alkoholkonsum
Bei der jetzt vorgestellten Studie wurden bei 356 Adipositas-Patienten und 76 Personen einer nicht-adipösen Vergleichsgruppe Faktoren wie Körperform, Alter, Alkoholkonsum, Bewegung und Ernährung berücksichtigt.