Wie Kommunen die demografische Entwicklung gestalten

Wie ticken altersfreundliche Städte? Das zeigt eine neue Studie – Foto: Photographee.eu - Fotolia
2050 wird rund jeder dritte Einwohner Deutschlands älter als 64 Jahre sein, jeder achte über 80. Viele Städte sehen sich schon heute mit einer stark alternden Bevölkerung konfrontiert. „Kommunen bekommen die Alterung früher und stärker zu spüren als die Bundesländer oder die ganze Republik, wo sich lokale Unterschiede statistisch nivellieren“, so Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts. Weil ältere Menschen andere Bedürfnisse als junge Familien haben, müssten alternde Städte Dienstleistungen und Infrastruktur anpassen – und zwar deutlich schneller und umfassender als bisher.
Demografischer Wandel: Jede Stadt altert anders
Doch jede Stadt altert anders. Für die Studie haben die Wissenschaftler die demografischen und wirtschaftlichen Kennzahlen von 196 Mittel- und Großstädten in Deutschland miteinander verglichen und die Kommunen in fünf Gruppen mit ähnlichen Bedingungen eingeteilt. Manche Städte sind schon jetzt deutlich gealtert, etwa weil Jüngere abgewandert und die Geburtenraten niedrig sind. Andere können mit Bildungseinrichtungen und wirtschaftlicher Infrastruktur junge Menschen anziehen und halten, oder sie setzen stark auf Familienfreundlichkeit.
Während Großstädte die Alterung am wenigsten spüren, trifft es ländliche Kommunen am stärksten. Das Ausmaß, die Geschwindigkeit, aber auch die Wahrnehmung der Alterung variieren von Ort zu Ort. Daher müssen die Kommunen unterschiedlich auf die demografische Entwicklung reagieren.
Einen Masterplan für eine kommunale Altersstrategie legen die Wissenschaftler daher nicht vor. „Jede Stadt muss ihren eigenen Weg zur Altersfreundlichkeit finden“, erklärt Karin Haist, Leiterin des Bereichs Gesellschaft der Körber-Stiftung.
Erfolgsfaktoren für altersfreundliche Kommunen
Die Studie hat zudem Konzepte für mehr Altersfreundlichkeit in Städten analysiert und will zeigen, welche Strategien in allen Kommunen funktioneren. Ein Erfolgsfaktor ist demnach, dass das Thema altersfreundliche Stadt auf der obersten kommunalen Ebene verankert wird. Das zeigen die englischen Städte Manchester und Newcastle, die europaweit als Vorreiter in Sachen Altersfreundlichkeit gelten. Zudem gilt es alterspolitische Ziele festzulegen und eine realistische Strategie zur Umsetzung zu entwickeln. Daran sollten auch Bürger, politische Gremien, Verbände, Vereine, Kirchen und die Privatwirtschaft frühzeitig beteiligt werden.
Als wesentliches Erfolgsmerkmal hat die Studie auch die bedarfsgerechte Gestaltung von Gesundheitsvorsorge und Pflege identifiziert. Steigt der Pflegebedarf, müssen genügend ambulante und stationäre Versorgungsangebote zur Verfügung stehen. Auch die Wohnberatung muss ausgebaut und mit der Pflegeberatung vernetzt werden. Nur so lasse sich der Wunsch vieler Älterer nach einem Altern zuhause erfüllen.
Bewährt hat sich der Studie zufolge zudem die Arbeit auf Quartiersebene. So setzen etwa Hannover und Leipzig auf Stadtteilzentren, die Information, Beratung, Austausch und Freizeitgestaltung bündeln. Die Studie empfiehlt zudem, aktives Altern und Engagement zu stärken und vor allem die „jungen Alten“ an der Grenze zum Renteneintritt einzubinden.
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