
Warnsignale eines Schlaganfalls wurden in der ersten Corona-Welle oftmals nicht ernst genommen – Foto: © Adobe Stock/ BillionPhotos.com
Diese Daten irritieren: Im ersten Lockdown, zwischen März und Mai 2020, sank in Deutschland die Zahl der behandelten akuten ischämischen Schlaganfälle um 17 Prozent. Die kurzen Durchblutungsstörungen (TIA), bei denen Patienten nur vorübergehende Beschwerden spüren, gingen sogar um 22 Prozent zurück.
Auf Warnsignale nicht gehört
Experten glauben nicht, dass sich in dieser Zeit tatsächlich weniger Gefäßverschlüsse im Gehirn oder transitorisch-ischämischen Attacken – kurz TIA- ereigneten. Die Neigung vieler Menschen, leichte oder vorübergehende Symptome nicht ernst zu nehmen, sei bekannt, meint Prof. Wolf-Rüdiger Schäbitz von der Deutschen Deutsche Schlaganfall-Hilfe. „Offensichtlich zögerten in der ersten Welle der Pandemie noch mehr Patientinnen und Patienten, eine Klinik aufzusuchen - wohl aus Sorge vor einer Covid-19-Infektion.“
TIA ist Vorbote des Schlaganfalls
Das Zögern könnte fatale Folgen haben, da eine TIA in der Regel Vorbote eines kompletten Schlaganfalls sei. „Deshalb muss man schnellstmöglich abklären, woran es liegt“, so der Schlaganfall-Experte aus Bielefeld.
Eine transitorisch-ischämischen Attacke (TIA) geht genau wie der richtige Schlaganfall mit neurologischen Ausfällen wie Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühle, Sprach- oder Sehstörungen einher. Doch die Ausfallserscheinungen dauern oft nur Minuten an, maximal 24 Stunden. Studien belegen, dass innerhalb von vier Wochen fast 20 Prozent der TIA-Patienten einen manifesten Schlaganfall erleiden können.
Ursachen verschwinden nicht
Schäbitz betont: „Auch bei kurzzeitigen Symptomen handelt es sich um einen Notfall. Man sollte das sofort in einer Klinik mit Stroke Unit, einer Schlaganfall-Spezialstation, abklären lassen. Allen, die sich jetzt an eine länger zurückliegende Attacke erinnern, rät er: "Damit muss man nach so langer Zeit nicht ins Krankenhaus kommen, aber zum niedergelassenen Arzt sollte man auf jeden Fall gehen."
Denn die Symptome verschwinden zwar, die Ursachen aber nicht. Ein Schlaganfall ist der häufigste Grund für Behinderungen im Erwachsenenalter. Nur ein Drittel der Betroffenen wird anschließend wieder vollständig gesund.