Welche Medikamente Senioren am besten vertragen

Einige Medikamente werden von alten Menschen nicht mehr gut vertragen – Foto: pololia - Fotolia
Um die Über- oder Unterversorgung mit Medikamenten zu verringern entwickelte Prof. Martin Wehling, Direktor Klinische Pharmakologie an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, das Forta-Prinzip. Das steht für „Fit fort the aged“ und ist ein Vorschlag für die Bewertung positiver und negativer Arzneimittel.
Nach diesem Prinzip wurde mit Hilfe von 25 medizinischen Gutachtern eine Liste zusammengetragen. Sie umfasst aktuell 273 Bewertungen für 29 Indikationen. Anders als Negativ-Listen wie die Priscus-Liste, die beschreibt, welche Medikamente bei Senioren nicht verwendet werden sollten, beleuchtet die Forta-Liste auch die positiven Seiten.
Diese Medikamente vertragen Senioren am besten
In die A-Kategorien fallen Medikamente, deren Nutzen eindeutig positiv aufgefallen ist und die mit großem Effekt verabreicht werden können. In die B-Kategorie fallen Arzneimittel, die einen Nutzen haben, aber in punkto Sicherheit und Wirksamkeit einige Einschränkungen aufweisen.
Dem folgt die C-Kategorie mit Medikamenten, deren Nutzen-Risiko-Verhältnis eher ungünstig ist. Patienten müssten bei der Behandlung genau beobachtet werden, um bei Nebenwirkungen direkt reagieren zu können. In der D-Kategorie fallen alle Arzneimittel, die fast immer vermieden werden sollten.
Ältere Patienten wurden nach dem Forta-Prinzip behandelt
Um die Wirksamkeit dieser Liste zu prüfen, führten Wissenschaftler der geriatrischen Kliniken in Mannheim und Essen die Valforta-Studie durch, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift Age & Ageing veröffentlicht wurden. Zwischen März 2013 und August 2014 nahmen 409 Patienten an der Untersuchung teil. Voraussetzung war, dass bei ihnen mindestens drei relevante Krankheiten nachgewiesen wurden und sie mindestens fünf Tage zur Behandlung im Krankenhaus waren.
Untersucht wurden Patienten ab einem Alter von 60 Jahren, die mindestens sechs Medikamente am Tag einnehmen mussten sowie Patienten ab 65 Jahren, die mindestens drei Medikamente zu sich nehmen mussten. Im Schnitt waren die Probanden 81,5 Jahre alt, zu 64 Prozent weiblich und hatten eine Verweildauer im Krankenhaus von 17,4 Tagen.
Medikationsfehler verringerten sich deutlich
Eine Gruppe wurde von Medizinern behandelt, die eine Forta-Schulung bekommen hatten und während der Studie weiter nach diesem Prinzip beraten wurden. Die Kontrollgruppe wurde nach gängigen geriatrischen Methoden behandelt.
„Wir konnten nachweisen, dass sich nach der Forta-Anwendung die Medikamentenversorgung gegenüber der Kontrollgruppe um das 2,7-fache verbessert hat“, sagt Wehling. Bei Patienten mit anfangs über drei nachgewiesenen Medikationsfehlern konnten diese durch Anwendung der Forta-Regeln deutlich auf unter eins reduziert werden.
Lebensqualität der Patienten verbesserte sich
Darüber hinaus stieg auch die Lebensqualität der nach Forta behandelten Gruppe. Referenzwert war hier der Barthel-Index, der die Pflegebedürftigkeit eines Patienten misst. Damit ist aus Wehlings Sicht die Forta-Liste eine Pflichtlektüre für alle Mediziner, die sich mit älteren Menschen beschäftigen.
„Wichtig ist, dass diese Informationen auch niedergelassenen Hausärzten zur Verfügung stehen“, so Wehling. Damit ließen sich viele Beeinträchtigungen bei alten Patienten vermeiden. „Dafür muss den Hausärzten mehr Behandlungszeit zur Verfügung stehen, die entsprechend vergütet wird. Hier sehe ich großen Nachholbedarf“, sagt Wehling, Leiter der Arbeitsgruppe Arzneimitteltherapie der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) in einer Pressemitteilung.
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