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Wegen Pflegekräftemangel Operationen abgesagt

Dienstag, 10. April 2018 – Autor: Angela Mißlbeck
Der Pflegekräftemangel führt inzwischen dazu, dass Operationen abgesagt und Intensivbetten gesperrt werden. Das kritisieren die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) und der Deutsche Pflegerat (DPR).
Krankenhäuser schließen Stationen wegen Pflegekräftemangel

Wo sind die dringend nötigen Pflegekräfte im Krankenhaus? – Foto: ©sudok1 - stock.adobe.com

Die Chirurgen und die Pflegefachkräfte fordern deshalb ein steuerfinanziertes Sofortprogramm, das 50.000 neue Planstellen im Pflegebereich schaffen soll. Das sei erforderlich, um zeitnah spürbare Verbesserungen in den Besetzungen zu erreichen, so die Präsidenten der beiden Organisationen Professor Jörg Fuchs (DGCH) und Franz Wagner (DPR). Die zusätzlichen Stellen dürften aber nicht durch einen vermehrten Dokumentationsaufwand der Bürokratie zum Opfer fallen, warnen sie. Langfristig halten sie einen nationalen Masterplan über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren für nötig.

In einer gemeinsamen Erklärung setzen sich DGCH und DPR außerdem für eine bessere Vergütung ausgebildeter Fachpflegekräfte ein, damit die Attraktivität des Berufs steigt. Sie plädieren auch für die Einführung von Personalschlüsseln. Diese Personalschlüssel sollen Schweregrade bei der Versorgung flexibel berücksichtigen und so dazu beitragen, Pflegefachkräfte zu entlasten. Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu stärken, fordern die beiden Organisationen zudem verlässliche Dienstpläne.

„Zu wenig Pflegekräfte auf Intensivstationen“

Nach Angaben von DGCH und DPR arbeiten in Deutschland derzeit etwa 384.000 Pflegefachkräfte. Das seien den beiden Organisationen zufolge viel zu wenige. Den Angaben zufolge sollte eine Pflegekraft auf Intensivstationen maximal zwei Patienten betreuen, bei schwerem Organversagen sogar nur einen Erkrankten. „In der Realität liegt dieses Verhältnis jedoch nachts oft bei 1:3“, so DGCH-Präsident Professor Jörg Fuchs. Das habe zu hohen physischen und psychischen Belastungen bei den Pflegenden geführt, mit hohen Ausfallzeiten und der Tendenz, den Beruf ganz zu verlassen.

In den OP-Sälen bestimmen nach seiner Schilderung zunehmend personelle Engpässe die Situation. „Immer häufiger fehlen operationstechnische, chirurgisch-technische und anästhesietechnische Assistenten“, kritisiert Fuchs. „Der Chirurg kann ja nicht allein operieren, wir müssen die Eingriffe dann verschieben.“ Fuchs berichtet auch, dass Operationen abgesagt werden müssen, weil die pflegerische Versorgung vor, während und nach dem Eingriff nicht gewährleistet werden könne.

„Stationen wegen Pflegekräftemangel gesperrt“

„Ganze Stationen werden wegen Pflegepersonalmangels gesperrt“, ergänzt DPR-Präsident Franz Wagner. Die Reaktionszeit der Stationspflege bei Schmerzen sei leider oft viel länger als wünschenswert, kritisiert er. Doch neue Pflegefachkräfte sind nicht einfach zu finden. „Es dauert mittlerweile mehr als fünf Monate, eine freie Stelle in der Pflege zu besetzen“, so Wagner. Doch eine bessere Personalausstattung sei dringend geboten.

Foto: sudok1 - fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Pflege
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