Vorsicht beim Grillen, sonst droht Infektion mit Hepatitis E

Über nicht gut durchgebratenes Schweinefleisch kann der Hepatitis-E-Erreger übertragen werden – Foto: ©bernardbodo - stock.adobe.com
nMit den wärmeren Temperaturen beginnt jetzt wieder die Grillsaison. Prof. Heiner Wedemeyer, Direktor der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie am Universitätsklinikum Essen, mahnt zur Sorgfalt: Beim Verzehr von nicht ausreichend erhitztem Schweinefleisch droht eine Infektion mit Hepatitis E. Das Fleisch sollte daher beim Grillen bei mindestens 70 Grad etwa 20 Minuten gebraten werden.
Die Zahl der Hepatitis-E-Erkrankungen hat in den letzten Jahren in Deutschland deutlich zugenommen. Beim Robert Koch-Institut in Berlin wurden 2017 knapp 3.000 Fälle gemeldet, etwa vier Mal mehr im Vergleich zu 2013. Die Gesamtzahl der Neu-Infektionen wird auf Basis von Antikörper-Untersuchungen sogar auf etwa 400.000 Fälle pro Jahr geschätzt.
Hepatitis-E-Infektionen heilen meist unbemerkt aus
Die meisten Hepatitis-E-Infektionen heilen bei den Betroffenen mit kaum spürbaren Beschwerden aus. Für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder mit einer chronischen Lebererkrankung kann eine Hepatitis-Infektion allerdings sehr gefährlich werden. Ihnen drohen chronische Verläufe mit akuten Beschwerden oder eine gefährliche Leber-Zirrhose, warnt Leber-Experte Wedemeyer.
Für die Europäische Lebergesellschaft hat der Mediziner gerade mit vier weiteren Fachleuten aus England, der Schweiz, Frankreich und Deutschland die weltweit erste Leitlinie zum Umgang mit Hepatitis E erarbeitet. Die beinhaltet Handlungsempfehlungen für Tests und Therapien im Umgang mit der Infektion.
Haus- und Wildschweine übertragen den Erreger
Für den hauptsächlich in Deutschland und anderen Industrienationen vorkommenden Virus-Genotyp 3 und den in Teilen Asiens vorkommenden Genotyp 4 stellt das Hausschwein das vermutlich wichtigste tierische Reservoir dar. Wildschweine spielen wahrscheinlich ebenfalls eine gewisse Rolle. Aber auch durch kontaminierte Blutprodukte kann das Virus weitergegeben werden.
Für die in Asien und Afrika hauptsächlich anzutreffenden Genotypen 1 und 2 ist der Mensch das einzige bekannte Reservoir. Bei Ländern mit niedrigem Hygienestandard wird das Virus hauptsächlich durch die Aufnahme von fäkal verunreinigtem Wasser oder Lebensmitteln übertragen.
Bei Vorschädigung der Leber droht Gefahr
Die Infektion mit dem in Deutschland vorkommenden Hepatitis-E-Virus (HEV-3) verläuft überwiegend asymptomatisch. Symptomatische Infektionen verlaufen in der Regel akut, selbstlimitierend und ohne Gelbfärbung der Augen mit milden gastrointestinalen oder allgemeinen Symptomen.
Bei bestehender Vorschädigung der Leber oder unter Immunsuppression kann es zu einer ausgeprägten Leberentzündung kommen, begleitet von Gelbfärbung der Augen, Dunkelfärbung des Urins, Entfärbung des Stuhls, Fieber, Oberbauchbeschwerden, Müdigkeit und Verlust des Appetits.
Daneben wurde auch atypische Krankheitszeichen beschrieben, insbesondere eine Reihe neurologischer Beschwerden wie das Guillain-Barré-Syndrom, Neuralgien oder Meningitis.
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