TÜV warnt vor Luftgiften in Haushaltsgegenständen
Ein neuer Toaster oder Fernseher, ein neuer Schrank, Parkettboden oder ein neues Bett: Sie sind erst mal ein Grund zur Freude. Oft riechen sie „wie neu“ – und genau hier kann auch schnell der Haken liegen. Trotz angeblicher Überprüfungen oder oft selbst verliehener Gütesiegel der Hersteller: Viele neue Haushaltsgeräte, Möbel oder Baumaterialien dünsten Schadstoffe aus, vor allem in den ersten Wochen ihres Gebrauchs. Vor dieser Gefahr warnt jetzt der TÜV Rheinland. Für Menschen in Deutschland ist das deshalb besonders relevant, weil sie einen Großteil ihrer Zeit in geschlossenen Räumen verbringen.
Die Liste der Materialien, die die Raumluft zu Hause belasten und den Bewohnern Gesundheitsprobleme bescheren können, ist lang. Als Beispiele seien genannt: Formaldehyd in Holzwerkstoffen, Weichmacher im Kunststoff, Ausgasungen aus Vinyl-, Parkett- oder Teppichböden (insbesondere fest verlegten), Klebstoffe, Lacke, Sperrholz.
„Toxikologisch relevant“: Möbel wie die beliebten Boxspringbetten
Eine besonders starke Belastung für die Raumluft kann nach Erkenntnissen des TÜV von neu gekauften Möbeln ausgehen. Ein Beispiel: Die gerade besonders populären „Boxspringbetten“. Das sind Schlafsysteme, bei dem anstelle eines Lattenrostes ein gefedertes Untergestell die Basis bildet. Haben diese Bestandteile aus Leder oder Polyurethan-Schaumstoffen, kann dies laut TÜV „nach dem Kauf zu unangenehmen Überraschungen führen". So sind im Kunstleder und Leder toxikologisch relevante Stoffe enthalten. Das Tückische daran: Die Giftstoffe machen sich nicht immer durch starken Geruch bemerkbar. Trotzdem können sie laut TÜV „im Laufe der Zeit körperliche Reaktionen hervorrufen“.
Vorsicht bei Toastern, Grills und Bügeleisen
Eine andere Produktgruppe, bei der Vorsicht angezeigt ist, sind Elektrogeräte – vor allem solche, die bei ihrem Betrieb heiß werden. „Dampfbügelstationen, Backöfen, Toaster oder der neue Raclette-Grill dünsten aufgrund der verwendeten Chemikalien und Materialien unangenehme Gerüche aus, die bei sensiblen Menschen zu Kopfschmerzen oder anderen Beeinträchtigungen führen können", sagt Christian Schelle, Schadstoffexperte bei TÜV Rheinland.
Luftschadstoffe im Haushalt: Die typischen Beschwerden
Typische Krankheitssymptome bei Schadstoffen in der Luft sind nach Auskunft der Verbraucherzentrale Kopfschmerzen, Augen- und Schleimhautreizungen oder Konzentrationsstörungen. Wer den Verdacht hat, dass Schadstoffe in der eigenen Wohnung dafür ursächlich sein könnten, sollte sich unbedingt zuerst von seinem Arzt beraten lassen. Falls dieser keine Ursachen für die vorliegenden Gesundheitsbeschwerden findet, können sich Betroffene an eine umweltmedizinische Beratungsstelle wenden. Die technischen Prüforganisationen wie TÜV oder Dekra können die Luftqualität in Innenräumen messen und mögliche Ursachen für Raumluftbelastung identifizieren. Der Messkatalog der Dekra beispielsweise offenbart, welche Schadstoffe in Innenräumen herumschwirren können:
- Asbestfasern und sonstige anorganische Faserstäube
- Holzschutzmittel wie Pentachlorphenol (PCP) und Lindan
- Polychlorierte Biphenyle (PCB)
- leicht flüchtige organische Stoffe (VOC)
- Formaldehyd
- Schimmelpilze, Hefen und Bakterien
Wohngifte verringern: Tipps für Verbraucher
Um einer Verunreinigung der Raumluft zu Hause und möglichen Gesundheitsrisiken vorzubeugen, rät der TÜV dazu, das Thema Schadstoffemissionen bereits beim Kauf anzusprechen und mithilfe von Umweltzeichen, wie sie beispielsweise der TÜV Rheinland selbst vergibt, emissionsarme Produkte auszuwählen. Kunden können sich hierbei an Schlagwörtern wie „emissionsgeprüft“ oder „schadstoffgeprüft“ orientieren. Bei den offenbar besonders belasteten Boxspringbetten wird dem Verbraucher empfohlen, sie vor dem ersten Gebrauch in gut belüfteten Bereichen oder am offenen Fenster eine Weile ausdünsten zu lassen. Bei Elektrogeräten kann es klug sein, das Kleingedruckte in der Bedienungsanleitung zu lesen. Denn die enthält laut TÜV „oft einen versteckten Hinweis, dass die Geräte nur bei geöffnetem Fenster betrieben werden sollen“.
Schadstoffe in Innenräumen: Was Verbraucher dagegen tun können. Tipps der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
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