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Sport bei Asthma? Keine Gefahr – im Gegenteil!

Dienstag, 28. Mai 2019 – Autor:
Joggen im Nadelwald, segeln, schwimmen, tanzen: Wer an Asthma leidet, muss auf Sport nicht verzichten. Behutsames und regelmäßiges Training ohne leistungssportliche Ambitionen kann die Beschwerden sogar wirkungsvoll lindern und die Widerstandskraft des Körpers stärken.
Sportlerin mit Asthmaspray vor roter Aschenbahn im Stadion

Asthmatiker können Sport machen, aber: Nicht übertreiben! Und besser nicht bei Pollenflug, kalter Luft oder einem Infekt. Und niemals nach einem gerade überstandenen Asthmaanfall. – Foto: ©pololia - stock.adobe.com

Wenn die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein nach einem 5000-Meter-Lauf bei Olympia hastig zum Asthmaspray greift, dann mag man gar nicht hinsehen. Geht es um Leben und Tod? Muss ein Asthmatiker mit aller Gewalt Spitzensportler sein? Ist es gar Doping oder Selbstinszenierung? Oder bewahrheitet sich hier die Lieblingsausrede von Bewegungsmuffeln – „Sport ist Mord“? Tatsache ist: Trotz ihrer Asthmaerkrankung gewann Pechstein 124 Medaillen, darunter bei Olympischen Spielen fünfmal Gold. Und sie ist damit nicht die einzige mit Asthma unter den Spitzenathleten. Aber was gilt für die vielen ganz normalen Menschen, die sich gerne bewegen und etwas für ihre Fitness tun wollen? Für immerhin fünf Millionen Deutsche ist diese Atemwegserkrankung ein Thema. Sport und Asthma – geht das? „Wer unter Asthma leidet, muss auf Sport nicht verzichten“, heißt es in einer Empfehlung der Techniker Krankenkasse (TK). „Im Gegenteil: Gerade für Asthmatiker ist Bewegung wichtig.“

Atemnot empfinden Asthmatiker als das mit Abstand quälendste Symptom ihrer chronischen Erkrankung. Und in der Tat: Das sogenannte „Anstrengungsasthma", das viele Betroffene erleben, wenn sie beispielsweise Treppen steigen, kann auch bei sportlicher Betätigung auftreten. Der Grund dafür ist, dass man beim Sport intensiver atmet, die Atemwege dadurch trockener und kühler werden – bis es schließlich in den Bronchien zu den gefürchteten Verkrampfungen kommt. Diese Atemwegsverengung macht sich laut TK-Informationen vor allem innerhalb der ersten 20 Minuten nach Beginn der körperlichen Betätigung in Form von Pfeifen, Husten oder Atemnot bemerkbar.

Sport bei Asthma: Die Vorteile

„Auch wenn es zunächst widersprüchlich klingen mag: Besonders um dem Anstrengungsasthma zu begegnen, sollten Sie sich regelmäßig anstrengen“, rät die TK weiter. Gut trainierte Asthmapatienten geraten im Alltag in Belastungssituationen nicht so leicht in Atemnot. Sie können die nächtlichen Asthmasymptome reduzieren und besser (durch)schlafen. Und können unter medikamentöser Therapie fast genauso gut Sport betreiben wie trainierte gesunde Menschen.

„Wer gut trainiert ist, gerät nicht so schnell aus der Puste, die Lungenfunktion bessert sich und die Wahrscheinlichkeit eines Asthmaanfalls nimmt ab.“ Regelmäßiges Training verringert laut TK die Atemnot bei Belastung. Durch Bewegung löst sich der für Asthmatiker typische zähe Schleim und lässt sich leichter abhusten. Der Brustkorb wird beweglicher, der Organismus weniger anfällig für Infekte. Allerdings raten Sportmediziner Asthmatikern dazu, bei ihren sportlichen Aktivitäten auf ihre Krankheit Rücksicht zu nehmen und ein paar Ratschläge zu beachten.

Diese Sportarten sind für Asthmatiker besonders geeignet

Besonders für Asthmatiker geeignet sind Ausdauersportarten wie Walking, Joggen, Radfahren oder Schwimmen, bei denen man die Trainingsintensität an die individuellen Möglichkeiten jederzeit anpassen und Ruhepausen einlegen kann. Für Allergieasthmapatienten eigenen sich auch alle Sportarten auf dem offenen Wasser, weil dort die Pollenbelastung gering ist: Segeln, Surfen, Rudern, Schwimmen.

Wer an allergischem Asthma leidet, sollte in den Spitzenzeiten des Pollenflugs lieber in geschlossenen Räumen oder Hallen Sport treiben. Infrage kommen: Schwimmen, Squash, Tennis, Tischtennis, Badminton, Tanzen, Kampfsportarten. Wer trotz Pollenallergie joggen gehen möchte, sollte es in den Morgenstunden tun oder an Regentagen. Anhaltender Regen kann Pollen aus der Luft herauswaschen. Ein besonderer Tipp vom Deutschen Allergie- und Asthmabund: Laufen im Nadelwald. Dort sind viel weniger Pollen unterwegs sind als an Wiesen-, Wald- oder Ackerrändern.

Was Asthmatiker beim Sport beachten sollten

Grundsätzlich gilt als Philosophie für sportliche Asthmatiker: sich nicht überfordern und nur erreichbare Ziele setzen; Bewegung nicht als Leistungssport begreifen, sondern als Weg zur körperlichen Kräftigung und Entspannung. Noch wichtiger als für gesunde Sportler ist bei Asthmatikern die Aufwärmphase: 15 Minuten sollte sie mindestens dauern, anschließend wird geraten, die Belastung langsam zu steigern. Damit verringert sich die Gefahr, dass sich die Atemwege verengen, wie dies bei plötzlicher hoher Belastung der Fall sein kann. Hier wichtigsten Tipps für Sport bei Asthma:

  • Mit dem Training aufhören, sobald Herzrasen, Atemnot oder Engegefühl in der Brust auftreten
  • Eigene Trainingspläne mit dem Arzt absprechen, eventuell vorab Belastungstest machen lassen
  • Vor dem Training bronchienerweiterndes Medikament nehmen
  • Notfallmedikamente mitnehmen
  • Regelmäßig trainieren (drei bis fünf Trainingseinheiten von mindestens 30 Minuten pro Woche)
  • Starke Anstrengungen vermeiden in kaltem Wasser, kalter Luft oder in Höhen über 2.000 Meter
  • Starke Anstrengungen vermeiden bei sehr trockener Luft und im Sommer bei hohen Ozonwerten
  • Kein Sport bei akutem Infekt oder nach einem gerade überstandenen Asthmaanfall
  • Anfänger oder wenig Trainierte: in eine Lungensportgruppe gehen

(Quelle: fernarzt.com, Techniker Krankenkasse, Deutscher Allergie- und Asthmabund)

Foto: Fotolia.com/pololia

Hauptkategorie: Medizin
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