Sexuelle Störungen bei MS: Viele sprechen nicht darüber

Sexuelle Funktionsstörungen bei MS sind keine Seltenheit
Die meisten Betroffenen reden nicht darüber, doch sexuelle Funktionsstörungen bei Multipler Sklerose sind keine Seltenheit. Bei einer Befragung für das MS-Register der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) haben acht Prozent der befragten Patienten erklärt, unter sexuellen Störungen zu leiden. Die Dunkelziffer ist aber vermutlich höher, weil viele Patienten sich nicht trauen, über ihre Probleme zu sprechen. Aber auch die Ärzte fragen selten gezielt nach. So bleiben sexuelle Funktionsstörungen bei MS häufig unbehandelt – der Umfrage zufolge bei 78,2 Prozent der Betroffenen. Die anderen erhalten medikamentöse Therapien, Physio- und/oder Psychotherapie.
Weiterleitung von Nervenimpulsen ist verlangsamt
Sexualität ist nicht nur ein natürliches Bedürfnis jedes Menschen, sie ist auch Ausdruck von Liebe und Zusammengehörigkeit in einer Partnerschaft. Wenn Probleme in der Sexualität auftauchen, kann das die Lebensqualität beider Partner erheblich beeinträchtigen. Zu sexuellen Funktionsstörungen im Rahmen einer MS-Erkrankung kann es aufgrund der verlangsamten Weiterleitung von Nervenimpulsen kommen. Aber auch psychosoziale Faktoren, Müdigkeit oder Depressionen können sich negativ auswirken. Zudem können weitere MS-Symptome wie Inkontinenz, Fatigue, Spastik, Lähmungen oder Schmerzen das Sexualleben beeinträchtigen.
Häufig treten die sexuellen Probleme bei MS-Patienten nur zeitweise, meistens im Rahmen eines Schubes auf. Sie können aber auch bestehen bleiben. Betroffene Frauen berichten gelegentlich von einer verminderten Empfindungsfähigkeit; die Orgasmusfähigkeit ist aber in den meisten Fällen nicht eingeschränkt.
Experten raten zur Offenheit gegenüber dem Arzt
Bei Männern kann es zeitweise zu Potenzstörungen kommen. Manchmal liegt die Ursache auch bei einem der eingesetzten Medikamente – dann kann über einen Medikamentenwechsel nachgedacht werden. Gegen die Potenzstörung helfen aber auch bestimmte Medikamente oder andere Hilfsmittel wie die sogenannte Schwellkörper-Autoinjektion (SKAT), operative Verfahren (Penisimplantat), der Einsatz eines Konstriktionsringes oder von Vakuumpumpen. Experten raten Betroffenen auf jeden Fall, mit ihrem behandelnden Arzt über ihre Probleme zu reden. Oft können auch schon kleine Verhaltensänderungen zu Verbesserungen führen.
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