Senioren, die sich sozial engagieren, sind glücklicher

Wer anderen hilft, lebt glücklicher – Foto: Monkey Business - Fotolia
Obwohl ältere Menschen oft zufriedener sind, als man vermuten könnte, beginnt einige Jahre vor dem Tod das Wohlbefinden meistens stark abzunehmen. Warum hierbei jedoch große Unterschiede zwischen den Betroffenen bestehen, ist bislang wissenschaftlich nicht genau geklärt. Der Gesundheitszustand alleine scheint dafür nicht verantwortlich zu sein. Wissenschaftler des Instituts für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) untersuchten nun unter Beteiligung von Forschern der Arizona State University, der Cornell University, der Pennsylvania State University und der University of British Columbia, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Wohlbefinden im letzten Lebensabschnitt und dem sozialen Engagement der Senioren gibt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie kürzlich in der Fachzeitschrift Psychology and Aging.
Soziale Aktivitäten machen zufrieden – unabhängig vom Gesundheitszustand
Für ihre Analyse wertete die Forschergruppe Daten der Längsschnittuntersuchung SOEP der Leibniz-Gemeinschaft am DIW Berlin aus. Untersucht wurden die Daten von 2.910 verstorbenen Personen, die vor ihrem Tod bis zu 27-mal an der jährlich durchgeführten Erhebung teilgenommen hatten. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt ihres Todes betrug 74 Jahre.
Die Forscher konnten zeigen, dass sowohl ein sozial aktives Leben als auch das Verfolgen von sozialen Zielen mit einem höheren Wohlbefinden in dieser letzten Lebensphase in Verbindung stehen. Der Zusammenhang besteht offenbar unabhängig von anderen Faktoren wie dem Gesundheitszustand oder Behinderungen, dem sozio-ökonomischen Status oder dem Bildungsstand. Die Stärke des Effektes liegt bei annähernd zehn Prozent im Hinblick auf die Höhe des Wohlbefindens und bei beinahe zwanzig Prozent in Bezug auf dessen Abnahme kurz vor dem Tod.
Mehr Wohlbefinden in der letzten Lebensphase
„Wir fanden es erstaunlich zu sehen, dass die Zusammenhänge von sozialer Teilhabe und Wertschätzung mit dem Wohlbefinden – also wie zufrieden Menschen mit ihrem Leben sind – auch am Ende des Lebens so ausgeprägt sind. Das hätten wir so nicht erwartet“, erklärt Denis Gerstorf von der Humboldt-Universität zu Berlin, einer der Autoren der Studie. „Menschen mit sozialer Orientierung sind daran interessiert, anderen zu helfen und engagieren sich in sozialen und politischen Initiativen. Offensichtlich ist dies auch und gerade am Ende des Lebens für das eigene Wohlbefinden von Bedeutung“, so Gerstorf.
„Sozial aktive ältere Menschen fühlen sich gut, wahrscheinlich, weil sie etwas machen, was ihnen Freude bringt. Indirekt kann die allgemeine Lebenszufriedenheit dadurch gestärkt werden, weil das Selbstwertgefühl steigt ebenso wie das Gefühl, noch etwas bewegen zu können“, bestätigt auch Gert G. Wagner vom DIW Berlin, einer der Koautoren der Studie. Die Untersuchung zeigte auch, dass Menschen, die sozial weniger engagiert waren und dies auch für unwichtig hielten, ihre Lebenszufriedenheit ein Jahr vor ihrem Tod besonders niedrig einschätzten.
Streben nach materiellen Zielen macht nicht glücklich
Auch in jüngeren Jahren macht soziales Engagement zufrieden. So haben frühere Studien gezeigt, dass neben einer guten Partnerschaft vor allem der Einsatz für andere Menschen zu einem glücklichen Leben beiträgt. Offenbar leben uneigennützige Menschen, die sich sozial oder politisch engagieren, glücklicher als Personen, die beispielsweise nur die eigene Karriere verfolgen und nach materiellen Zielen streben. Neben einem sozial aktiven Leben machen auch Freunde das Leben schöner. All dies bestätigt, dass Egoismus und die Konzentration auf rein materielle Werte weder dem Einzelnen noch der Gesellschaft guttun.
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