
Ein Arzt führt bei einer Patientin eine Netzhaut-Untersuchumg mit dem OCT durch – Foto: ©Med Photo Studio - stock.adobe.com
Forscher der LMU-Augenklinik München können vorhersagen, wie sich die Sehschärfe von Patienten mit feuchter altersbedingter Makuladegeneration (AMD) entwickeln wird. Dazu nutzen sie Untersuchungs-Daten aus der Optischen Kohärenztomografie (OCT).
Mit dieser berührungslosen und nichtinvasiven Lasertechnik lassen sich die Krankheitsverläufe besser verfolgen. So kann bei Netzhauterkrankungen wie der feuchten AMD der Therapieerfolg der dafür eingesetzten Medikamente wie Aflibercept oder Ranibizumab gemessen werden.
Langwierige Spritzentherapie belastet den Patienten
Vor der Einführung dieser Medikamente war eine feuchte AMD oft mit einem Sehverlust bis hin zur Erblindung gleichzusetzen, wenn beide Augen betroffen waren. Die Injektion dieser Medikamente (VEGF-Inhibitoren) in den Glaskörper hemmt nun deutlich die Neubildung von defekten und porösen Gefäßen und führt zum Rückgang der Schwellung der Netzhaut im Sehzentrum. Das führt zu einer deutlichen Verbesserung der zentralen Sehschärfe.
Es handelt sich allerdings um eine langfristige Therapie, der Patient muss sich dazu alle ein bis drei Monate in einer Augenklinik oder -praxis vorstellen. Auch wenn in den meisten Fällen eine Stabilisierung beziehungsweise Verbesserung der Sehschärfe erreicht werden kann, stellt die Spritzentherapie für die Patienten doch eine psychische Belastung dar, heißt es weiter in einer Pressemitteilung der LMU.
Datenbank mit Bildern von 350.000 Patienten
Um im Behandlungsverlauf den Betroffenen eine Vorhersage über die Entwicklung ihrer Sehkraft geben zu können, haben die Forscher mittels großer Rechnerleistungen einen Algorithmus zur Sehschärfenvorhersage bei feuchter AMD entwickelt. Dies Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Datenbanksysteme und Data Mining der LMU München sowie mit ärztlichen Kollegen aus dem Moorfields Eye Hospital, London.
Basis der Vorhersage ist die Datenbank der LMU-Augenklinik, die Untersuchungs- und Bilddaten von über 350.000 Patienten enthält. Die Datenbank wird jede Nacht mit Daten des Vortages aus der elektronischen Patientenakte sowie aus dem bildgebenden Verfahren aktualisiert. Für die Vorhersagen wurden nun 41 Merkmale aus der Patientenakte und 124 Merkmale aus den OCT-Messungen verknüpft.
Sehschärfenvorhersage bei feuchter AMD möglich
Es konnte für den Vorhersagezeitraum von drei Monaten eine Genauigkeit von 5,5 Buchstaben und 8 Buchstaben für den Horizont von zwölf Monaten erreicht werden. 5 Buchstaben entsprechen einer Zeile auf den bekannten Sehschärfetafeln beim Augenarzt beziehungsweise beim Optiker.
Fazit der Forscher: Die Vorhersage der Sehschärfe bei feuchter AMD könnte helfen, die Patienten, die sich weiterhin der Spritzentherapie unterziehen müssen, zu ermutigen und die Behandlung sicherer zu machen. Die Studie erschien jetzt im Fachmagazin Journal Ophthalmology.
Die Wissenschaftler erhoffen nun, dass sich anhand von umfangreicheren Rechnerleistungen eine noch präzisere Vorhersage treffen lässt. Ein Nachteil der OCT: Sie wird bislang von den gesetzlichen Krankenkassen nicht erstattet. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat ein Prüfverfahren dazu in Auftrag gegeben. Noch gibt es keine Ergebnisse.
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