Psychiatrische Versorgung: Immer mehr läuft ambulant

Der Berliner Klinikkonzern Vivantes setzt bei der psychologischen und psychiatrischen Behandlung immer stärker auf Therapieangebote ohne stationäre Aufnahme. – Foto: AdobeStock/New Africa
„Die Zukunft der psychiatrischen Behandlung ist ambulant“: Diese Leitidee hat sich der kommunale Berliner Klinikkonzern Vivantes auf die Fahnen geschrieben und reformiert seine Behandlungsstruktur und seine Angebote für Patienten mit schweren psychischen Erkrankungen. Die drei wichtigsten Komponenten dieser Strategie: ein buntes Angebot an Spezialambulanzen für bestimmte psychische Störungen; Tageskliniken für intensive Psychotherapie am Tage (die Patienten übernachten im Anschluss privat); und schließlich sogar aufsuchende Therapieangebote zu Hause.
Stationäre Versorgung nur für die schwersten Fälle
Bereits seit 2020 sind im „Ambulatorium für seelische Gesundheit“ von Vivantes störungsspezifische ambulante, tagesklinische und Zu-Hause-Behandlungen mit psychotherapeutischer Ausrichtung unter einem Dach gebündelt. Das Ambulatorium arbeitet neben den spezialisierten Ambulanzen auch mit sogenannten Stations-ersetzenden Maßnahmen: von der Tagesklinik für Angststörungen über weitere diagnosespezifische Tageskliniken bis hin zum „Zentrum für transkulturelle Psychiatrie“ mit dem Fokus auf der Versorgung geflüchteter Menschen.
Gemäß dem Leitsatz „ambulant vor stationär“ konnten zuletzt 18 zusätzliche tagesklinische Therapieplätze geschaffen werden. Die stationäre Versorgung soll demnach Patienten vorbehalten sein, die besonders schwer von psychischen Erkrankungen betroffen sind.
„Patientenversorgung ist nicht an Gebäude gebunden“
„Der medizinische Fortschritt und die Digitalisierung der Klinikprozesse ermöglichen uns, die Patientenversorgung neu zu denken“, sagt Jürgen Kirschbaum, Geschäftsführender Direktor Vivantes Humboldt-Klinikum und Vivantes Klinikum Spandau. „Dazu gehört, dass wir sektorübergreifend und letztlich unabhängiger von ‚Gebäuden‘ für unsere Patient*innen da sein können.“
Vivantes-Psychiatrie: Siebenmal so viele Patienten ambulant behandelt wie stationär
Der Vivantes-Verbund behandelt nach eigenen Angaben inzwischen siebenmal so viele Patienten in seinen Ambulanzen oder Tageskliniken wie im bettenführenden Bereich des „Departments für Seelische Gesundheit“. Nach Einschätzung von Chefärztin Stephanie Krüger können sich Psychiater, Psychotherapeuten und Pflegeteams dank des neuen Konzepts intensiver um den einzelnen Patienten kümmern.
„Stationäre“ Behandlung im eigenen Zuhause
Neben der Ausweitung des tagesklinischen Angebotes arbeitet Vivantes in der Psychiatrie an den Standorten in Friedrichshain-Kreuzberg, Neukölln und Kaulsdorf mit seinen Teams der „Stations-äquivalenten Behandlung“ (StäB/ Home Treatment). Das bedeutet: Hier suchen Mitarbeitende Patienten zu Hause auf, die sonst stationär behandlungsbedürftig wären.
Insgesamt verfügt Vivantes über 376 psychiatrische-psychotherapeutische tagesklinische Plätze an 8 Standorten. Darüber hinaus werden über 6.000 Patienten berlinweit von Vivantes ambulant psychiatrisch-psychotherapeutisch behandelt.