Post-Covid: Wie die Rückkehr an den Arbeitsplatz besser gelingt

Das Long-Covid-Syndrom kann die Leistungsfähigkeit erheblich einschränken. – Foto: TÜV Rheinland AG
Wer Glück hat, für den ist Covid-19 nach einer überstandenen Infektion vorbei – bei einem milden Verlauf innerhalb von ein bis zwei Wochen. Aber etwa zehn Prozent der Menschen, die sich mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 infiziert hatten, leiden auch nach überstandener Infektion für mindestens vier Wochen an körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen. Das Krankheitsbild wird „Long-Covid-“ oder auch „Post-Covid-Syndrom“ genannt. Viele Covid-19-Patienten quälen sich trotz einer gut überstandenen Krankenhausbehandlung monatelang mit Folgeschäden der Infektionskrankheit herum. Long-Covid kann aber selbst bei Patienten auftreten, die einen milden oder gar symptomlosen Verlauf hatten.
Post-Covid: Das sind typische Symptome
Long-Covid ist eine „Krankheit nach der Krankheit“, die Parallelen zum Burnout-Syndrom zeigt. Typisch sind Erschöpfungszustände („Fatigue“), Luftnot, Leistungs- und Aktivitätseinschränkungen, Kopfschmerzen sowie Geruchs- und Geschmacksverlust. „Die Symptome können aber sehr vielfältig sein: Sie reichen von Husten über depressive oder Angstsymptome, Schmerzen, Konzentrationsstörungen, kognitive Einschränkungen bis hin zu Magen-Darm-Beschwerden und Schwindel", erläutert Wiete Schramm, Fachärztin für Arbeitsmedizin beim TÜV Rheinland.
Viele Post-Covid-Patienten erreichen gewohntes Energie-Level nicht mehr
Viele dieser Patienten finden trotz überstandener Primärkrankheit so schnell nicht wieder zu ihrem gewohnten Aktivitäts- und Leistungslevel zurück. Je nach Schweregrad müssen Betroffene Aufgaben und Aktivitäten langsamer angehen oder können Tätigkeiten im Privatleben oder Beruf nicht mehr ausführen. Einige sind sogar im Alltag auf Hilfe angewiesen. Betriebsärzte von TÜV Rheinland beraten Betroffene im Rahmen des Wiedereinstiegs in die berufliche Tätigkeit.
Zurück im Beruf: Überforderung vermeiden
Auf was muss ich achten, wenn ich als Beschäftigter mit Post-Covid-Syndrom in meinen Beruf zurückkehren will? „Dann ist es erst einmal wichtig, dass Sie sich nicht überfordern“, heißt es in einer Patienteninformation des TÜV. „Vor allem Personen, die sehr leistungsorientiert sind, leiden doppelt: Sie spüren die körperlichen und psychischen Einschränkungen durch das Post-Covid-Syndrom und müssen verkraften, dass sie nicht mehr so leistungsfähig sind. Dabei ist den Betroffenen ihre eingeschränkte Belastbarkeit nicht anzusehen, und oftmals schämen sie sich, darüber zu sprechen.“
Tipps für Post-Covid-Betroffene am neuen alten Arbeitsplatz
„Bestimmte Strategien aus der Stressbewältigung können Menschen mit einem Post-Covid-Syndrom helfen, mit Belastungen besser umzugehen“, heißt es beim TÜV Rheinland weiter. Ein Weg besteht demnach darin, die eigene Einstellung zu Leistung – gegebenenfalls mit therapeutischer Hilfe – zu reflektieren. Ziel ist es, die Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren. Aber auch Atem-, Konzentrations- und Achtsamkeitsübungen, Meditation sowie Physiotherapie und Sport können dazu beitragen, die Folgen der Erkrankung zu lindern.
Post-Covid-Berufsrückkehrer: Auf was Vorgesetzte achten sollten
Kehren Mitarbeiter mit Post-Covid-Syndrom an den alten Arbeitsplatz zurück, sind dem TÜV zufolge auch die Führungskräfte gefragt: Sie müssten mit den Betroffenen ausloten, welche Aufgaben diese übernehmen könnten. „Überschreiten Menschen mit Post-Covid-Syndrom ihre Belastungsgrenze, können die Beschwerden schwerer als zuvor zurückkehren. Daher ist es wichtig, dass Führungskräfte ein offenes und konstruktives Gespräch bei der Rückkehr führen."
Eine betriebspsychologische Beratung kann helfen
„Unsere Workshops zum gesunden Führen greifen dieses Thema auf, und wir beraten Führungskräfte auch individuell zum Umgang mit diesen Mitarbeitenden. Darüber hinaus ist es für Betroffene hilfreich, wenn sie ihre Situation in einer betriebspsychologischen Beratung reflektieren können", erklärt Iris Dohmen, die als Psychologin beim TÜV Rheinland Unternehmen und Organisationen verschiedener Branchen zu betriebspsychologischen Fragestellungen berät.
Schwerere Fälle: Arbeitgeber zu „Beruflichem Eingliederungs-Management“ verpflichtet
Passiert es, dass Beschäftigte aufgrund eines Post-Covid-Syndroms innerhalb von zwölf Monaten länger als sechs Wochen arbeitsunfähig geschrieben werden mussten, ist der Arbeitgeber zu einem sogenannten Beruflichen Eingliederungsmanagement (BEM) verpflichtet. Fachleute des TÜV Rheinland unterstützen Unternehmen und Betroffene in diesem Prozess. So gelingt es, die Beschäftigten langsam wieder ins Berufsleben zurückzuholen und den Arbeitsplatz an ihre Bedürfnisse anzupassen.
Post-Covid: Vielgesichtige Krankheit braucht interdisziplinäre Therapie
Das Post-Covid-Syndrom hat viele Gesichter und Symptome – physische und psychische. „Und vielfältige Auswirkungen auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit“, sagt TÜV-Arbeitsmedizinerin Schramm. Eine solche Vielfalt an Beschwerden bedürfe deshalb auch einer angemessenen Therapie und Rehabilitation in entsprechend kompetenten Zentren mit interdisziplinärem Therapieangebot.