Pflegekompetenzzentren könnten kommunale Pflege stärken

DAK-Vorstand Andreas Storm: Die Menschen wollen zu Hause alt werden. Ein Weg könnten Pflegekompetenzzentren sein
Pflege bleibt eine der großen demografischen Herausforderungen. Darum wurden auf dem Demografiekongress vom 31.8. bis 1.9. in Berlin neue Lösungsansätze diskutiert. Einer fand ein besonders großes Echo: Es war der Vorschlag von DAK-Vorstand Andreas Storm, Pflegekompetenzzentren einzurichten. Unter einem Pflegekompetenzzentrum versteht der ehemalige saarländische Gesundheitsminister eine Art „erweiterten Pflegestützungspunkt“, wo es neben Beratung und Schulung auch Ärzte und Betten für die Kurzzeit- und Verhinderungspflege geben soll. Bezahlt werden könnte dies aus den Mitteln des Fonds zur Umstrukturierung von Krankenhäusern, um ebendiese nicht mehr benötigten Häuser für die Pflege nutzbar zu machen. „Damit könnte die Pflege im kommunalen Bereich deutlich gestärkt werden“, meinte Storm. „Insbesondere ländliche Regionen könnten profitieren“, fügte er hinzu.
Pflegekompetenzzentren - Teil einer Daseinsvorsorge
Mit seinem Vorschlag rannte der DAK-Chef offene Türen ein. Zumal die im Pflegestärkungsgesetz III beschlossene „Stärkung der Sozialräume“ nicht in Gang kommen will. Das wäre etwas, um die kommunale Pflegeplanung verbindlich zu machen, meinte Dr. Irene Vorholz vom Deutschen Landkreistag, die auf dem Kongress die Interessen der Kommunen vertrat. Auch der Vorsitzende der Siebten Altenberichtskommission Prof. Dr. Andreas Kruse aus Heidelberg konnte sich für den angedachten Schulterschluss von Pflegeversicherung und Kommunen begeistern. „Wir brauchen kreative Ideen, um lokale Altenhilfestrukturen aufzubauen“, sagte er. Genau wie Storm und Vorholz forderte auch Kruse von Bund und Ländern, die Kommunen für diese Aufgaben mit mehr Mitteln auszustatten. „Nehmt das Thema Alter ernst und stärkt die Kommunen“, sagte der Geriater. „Das ist Daseinsvorsorge.“
DAK steht für erstes Pilotprojekt bereit
Noch sind Pflegekompetenzzentren eine Idee. Doch weil die deutsche Krankenhauslandschaft ohnehin umstrukturiert wird und etliche kleinere Häuser geschlossen bzw. umfunktioniert werden, hat sie eine solide Basis. Der Bund schüttet für die Strukturreform 500 Millionen Euro aus dem Gesundheitsfonds aus, die Bundesländer legen noch einmal die gleiche Summe oben drauf. Könnte man sich darauf verständigen, einen Teil des Budgets in solche Kompetenzzentren zu stecken, würde die kommunale Pflege enorm profitieren. „Ob man damit in der Breite beginnt oder mit Modellvorhaben, muss man sehen. Die DAK steht jedenfalls für ein erstes Pilotprojekt mit den Kommunen bereit“, signalisierte Storm.
Weiter sprach sich der 53-jährige Kassenchef für eine Vereinheitlichung der Pflegestützpunkte aus. Derzeit habe man einen bunten „Flickenteppich“, wünschenswert sei eine einheitliche Modellstruktur in allen 16 Bundesländern. Außerdem forderte er, technische Assistenzsysteme stärker zu fördern, damit Pflegebedürftige länger zu Hause leben können. Als Beispiel nannte er Instrumente zur Medikamenteneinnahme. Die Entwicklung solcher kleinen Alltagshelfer ist laut Storm „eine Gemeinschaftsaufgabe.“
Zahl der Pflegebedürftigen steigt weiter
Trotz eines biologischen Verjüngungseffekts, den Altersmediziner auf bis zu 10 Jahre beziffern, werden künftig immer mehr Menschen auf Pflege angewiesen sein. Experten rechnen bis zum Jahr 2050 mit einer annähernden Verdopplung auf dann 4,5 Millionen Pflegebedürftige. Gleichzeitig sinkt das Pflegepotenzial auf etwa 60 Prozent, da es immer weniger Familienangehörige geben wird, die heute noch die Hauptlast der Pflege schultern. Neue Lösungen werden also dringend benötigt.