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Nicht alle Patienten müssen Schilddrüsenhormone lebenslang nehmen

Freitag, 4. Juni 2021 – Autor:
Ein Drittel der Patienten, die wegen einer subklinischen Schilddrüsenunterfunktion das Schilddrüsenhormon Thyroxin erhalten, könnten es über kurz oder lang absetzen - das besagt zumindest eine Studie.
Einige Patienten erreichen auch nach dem Absetzen des Hormons normale Schilddrüsenwerte

– Foto: Adobe Stock/Sherry Young

Ein Drittel der Patienten, die wegen einer subklinischen Schilddrüsenunterfunktion das Schilddrüsenhormon Thyroxin erhalten, könnten es über kurz oder lang absetzen. Das geht aus einer aktuellen Meta-Studie hervor, über die die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) berichtet.  

In die im Fachmagazin Thyroid erschienene Untersuchung flossen 17 Studien ein, die insgesamt 1.103 Patienten umfassten, davon 86 Prozent weiblich. Die Probanden wurden nach Absetzen einer Behandlung mit Thyroxin im Schnitt 5 Jahre lang überprüft.

Nicht alle müssen Schilddrüsenhormon lebenslang nehmen

Nach dem Absetzen blieben die Schilddrüsenwerte vor allem bei denjenigen stabil, die das Hormon wegen einer subklinischen Hypothyreose erhalten hatten (erhöhtes TSH bei peripheren Schilddrüsenhormonwerten im Referenzbereich/Normalbereich). Das berichtet das Forschteam um Nydia Burgos von der University of Puerto Rico in San Juan.

Etwa ein Drittel (35,6 Prozent) dieser Patienten verblieb euthyreot, das heißt, ihre Schilddrüsenwerte waren im Normbereich. Nicht alle Patienten müssen also das Schilddrüsenhormon lebenslang nehmen.

Bei manifester Hypothyreose nur 11,8 Prozent euthyreot

Bei einer manifesten Hypothyreose in der Vorgeschichte war das nur bei 11,8 Prozent der Patienten der Fall, berichtet Prof. Helmut Schatz von der DGE weiter. Es gab einige Faktoren, die darauf hindeuteten, dass die Werte nach dem Absetzen nicht stabil bleiben würden: eine wechselnde Echogenität der Schilddrüse im Ultraschall, erhöhtes TSH (8-9 mU/L) und das Vorliegen von Schilddrüsenantikörpern.

In der bis 31. Mai 2021 geltenden Leitlinie "Erhöhter TSH-Wert" ist festgelegt, wann man Thyroxin verordnen oder kontrollierend abwarten soll. Dabei sind Laborwerte, klinische Parameter und der Wille des Patienten zu berücksichtigen, erläutert Schatz.

Thyroxin zählt zu den meistverschriebenen Medikamenten

Diesen Empfehlungen wurde in der Hausarztpraxis insbesondere bei subklinischen Hypothyreosen wohl nicht immer voll entsprochen, so der Endokrinologe. Thyroxin zähle zu den meistverschriebenen Medikamenten sowohl in des USA als auch in Deutschland.

Würden die Studien-Ergebnisse langfristig bestätigt, müsste sich die Verschreibungspraxis ändern. Klar ist: Das Hormon darf nicht ohne Absprache mit dem Arzt abgesetzt und die Werte müssen regelmäßig kontrolliert werden.

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