Neuer Tumormarker für Hodenkrebs verspricht bessere Früherkennung

Hodenkrebs: Nachweis im Blut über den Signalstoff M371 möglich
Wie bei allen Krebserkrankungen kommt es auch bei Hodenkrebs auf den Zeitpunkt der Diagnose an. Je früher der Tumor entdeckt wird, desto größer die Heilungschancen. Mit einem neu entdeckten Marker können offenbar schon kleinste Hodentumore im Blut nachgewiesen werden, und zwar mit einer sehr hohen Treffsicherheit. Das berichten Wissenschaftler der Asklepios Klinik Hamburg und der Universität Bremen. Bei Tumormarkern handelt es sich um messbare Substanzen, die von Krebszellen in das Blut abgegeben werden und bei betroffenen Krebs-Patienten erhöht sind.
Signalstoff M371 bei 90 Prozent der Hodenkrebspatienten erhöht
Der sogenannte Signalstoff M371 wird von den Hodenkrebszellen gebildet und in die Blutbahn ausgeschüttet. Die Wissenschaftler um den Hamburger Urologen Prof. Klaus-Peter Dieckmann konnten in einer Studie zeigen, dass bereits sehr kleine Tumore von weniger als 1 cm Durchmesser den Signalstoff abgeben. "Dies ist ein großer Fortschritt", so Dieckmann, "denn der M371-Test ist bei mehr als 90 Prozent aller Hodentumoren anwendbar. Dagegen seien die bisherigen Markerstoffe nur bei etwa 50 Prozent aller Patienten anwendbar.
Bluttest zur Früherkennung in Arbeit
Aufgrund der Ergebnisse wollen die Wissenschaftler nun einen Labortest zur Früherkennung von Hodentumoren entwickeln, der dann bei Hodenkrebs-Patienten im klinischen Alltag anwendbar ist. Mit dem Bluttest sollen sich auch der Therapieerfolg vorhersagen sowie Rückfälle früh erkennen lassen. Das renommierte amerikanische "Journal of Clinical Oncology" hatte darüber ausführlich berichtet.
Bereits 2012 konnte das Forschungsteam in der Vorstudie über den neuen Tumormarker bei Hodentumoren berichten. Das Ergebnis mehrjähriger Folgestudien ist nun ein Verfahren zur sicheren Bestimmung der Tumormarker. Wenn alles gut läuft, wird der Test auf den Signalstoff M371 Anfang nächsten Jahres verfügbar sein.
Hodenkrebs hat hohe Heilungsraten
Hodenkrebs ist die häufigste Tumorerkrankung bei Männern zwischen 20 und 40 Jahren, weshalb er auch als "der Krebs des jungen Mannes" bezeichnet wird. Die Heilungsraten sind mit 94 Prozent sehr hoch. Seit Einführung des Chemotherapeutikums Cisplatin in den 1970er Jahren können sogar Männer mit metastasierten Hodentumoren geheilt werden. Allerdings sprechen einige Patienten nicht darauf an und versterben dann meist doch schon in jungen Jahren. Daher ist die Früherkennung so wichtig.
Deutschlandweit erkranken jedes Jahr rund 4.000 Männer an einem Hodentumor – Tendenz steigend. Warum die Erkrankungszahlen zunehmen, ist nicht bekannt. Vermutet werden aber Umwelteinflüsse. Unter Verdacht stehen unter anderem Handys in der Hosentasche.
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