Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Neuer Therapieansatz bei chronischer Hepatitis B

Dienstag, 26. September 2017 – Autor: anvo
Leipziger Forscher haben einen neuen Therapieansatz bei chronischer Hepatitis B getestet. Hierzu setzten sie im Rahmen einer kontrollierten Studie die Medikamente von Patienten ab, die schon seit vielen Jahren eine Dauertherapie erhalten hatten – mit überraschendem Ergebnis.
Hepatitis

Patienten mit Hepatitis B erhalten häufig eine Dauertherapie

Hepatitis B (HBV) ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten überhaupt. Nach Angaben der WHO sind rund drei Prozent der Weltbevölkerung chronisch mit HBV infiziert – das sind circa 240 Millionen Menschen. In Deutschland infizieren sich Schätzungen zufolge rund fünf Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens mit dem Hepatitis B-Virus, davon sind etwa 0, Prozent chronisch infiziert und somit Virusträger. In vielen Fällen ist eine medikamentöse Therapie inzwischen sehr erfolgreich: Die Virusvermehrung wird dadurch meist komplett unterdrückt und das Risiko für Leberzirrhose und Leberkrebs deutlich gesenkt. Nun haben Forscher der Leipziger Universitätsmedizin einen innovativen Therapieansatz bei chronischer Hepatitis B geprüft.

Die Wissenschaftler setzten im Rahmen einer kontrollierten Studie die Hepatitis B-Medikamente von Patienten ab, die schon seit vielen Jahren eine Dauertherapie erhalten hatten. Das Ergebnis überraschte: Die Hälfte der Teilnehmer wies nach zwei Jahren ohne Therapie normale Leberwerte auf und circa 20 Prozent der Patienten waren sogar geheilt. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich im „Journal of Hepatology“ veröffentlicht.

Absetzen der Therapie aktiviert Immunsystem

Für viele Patienten mit Hepatitis B bedeutet es eine Einschränkung ihrer Lebensqualität, dass sie lebenslang Medikamente einnehmen müssen – so war es zumindest bisher. „Bislang traut sich niemand so recht, die Tabletten nach Jahren der Einnahme abzusetzen, weil man Reaktivierungen der Erkrankung fürchtet“, erklärt Thomas Berg, Professor für Innere Medizin an der Universität Leipzig und Leiter der Sektion Hepatologie am Universitätsklinikum Leipzig. „Wir konnten zeigen, dass ein Absetzen der mehrjährigen Hepatitis B-Therapie bei vielen Patienten zu einer vorübergehenden Reaktivierung der Hepatitis führen kann. Das Immunsystem reagiert darauf und behandelt wahrscheinlich die Reaktivierung wie eine Neuinfektion“, so der Studienleiter. Das bietet die Chance, dass der menschliche Organismus den Erreger allein bekämpft und letztendlich auch kontrollieren kann. In der parallel laufenden Kontrollgruppe, in der die Patienten ihre Medikamente unverändert weiter eingenommen hatten, verlor niemand die Viren dauerhaft.

Die Fallzahl der aktuellen Studie war zwar klein, dennoch konnten die Forscher zeigen, dass die Hälfte der Patienten auch ohne Therapie so stabil war, dass sie keine erneute Behandlung benötigten. Bei rund 20 Prozent der Patienten war die Erkrankung nach zwei Jahren sogar ausgeheilt. Weitere Studien sollen nun die Patientengruppen genauer definieren, die für diese Form der Therapie in Frage kommen.

Hepatitis B kann zu Leberkrebs führen

Eine akute Hepatitis B heilt in über 90 Prozent der Fälle innerhalb der ersten sechs Monate von alleine aus. Eine chronische Hepatitis B verläuft von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Zwar gibt es milde Verläufe, doch die Infektion kann auch nach einigen Jahren oder Jahrzehnten zu Zirrhose und/oder Leberkrebs führen. In Deutschland und anderen Industrieländern wird Hepatitis B in den meisten Fällen durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Auch durch Blut oder Blutprodukte ist eine Übertragung von Hepatitis-B-Viren möglich. Dies passiert in Ländern mit hohem medizinischem Standard allerdings noch nur selten. Verunreinigtes Spritzbesteck von Drogenkonsumenten kann ebenfalls zu einer Infektion führen.

Foto: © adragan - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Infektionskrankheiten , Hepatitis B , Hepatitis , Leber , Impfen

Weitere Nachrichten zum Thema Hepatitis

Hepatitis macht oft erst spät Beschwerden und bleibt daher häufig lange unentdeckt. Dabei ist eine möglichst frühe Behandlung für den Therapieerfolg wichtig. Zudem kann Hepatitis von Mensch zu Mensch – beispielsweise beim Sex – übertragen werden. Auch aus diesem Grund sollte jeder wissen, ob er von der Virusinfektion betroffen ist.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin