Nachtschichten führen zu verlängerten Reaktionszeiten

Nächtliches Arbeiten kann zu Defiziten bei der Aufmerksamkeit führen – Foto: ©Lars Zahner - stock.adobe.com
Schichtarbeit kann verschiedene negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Das haben zahlreiche Studien mittlerweile nachgewiesen. Unabhängig von diesen – meist langfristigen – Folgen hat die Arbeit in der Nacht aber auch ganz unmittelbare Auswirkungen, denn sie verlängert die Reaktionszeit deutlich. Damit erhöht sich das Risiko für Unfälle bei der Arbeit sowie auf dem Weg nach Hause, aber auch die Genauigkeit bei der Arbeit selbst leidet darunter. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie über die gesundheitlichen Auswirkungen von Schichtarbeit bei Beschäftigten im Pflegedienst. Durchgeführt hat die Studie das Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IPA).
Ältere Pflegekräfte hatten größere Probleme
Für ihre Studie untersuchten die Forscher die Auswirkungen der Nachtarbeit auf die Aufmerksamkeit von weiblichen Pflegekräften in einem Klinikum mittels des „Psychomotorischen Vigilanz Tests“ (PVT). „Wir konnten nach einer Nachtschicht eine deutlich verlängerte mittlere Reaktionszeit, aber auch eine höhere Zahl von Auslassungsfehlern beobachten“, so Prof. Dr. Thomas Behrens. „Die Studie ist dabei eine der wenigen epidemiologischen Felduntersuchungen, die die psychomotorische Vigilanz in Tag- und Nachtschichten an denselben Personen und zu verschiedenen Zeitpunkten untersucht hat.“
Bei älteren Probandinnen, Frauen mit einer spät getakteten inneren Uhr und denjenigen, die unter einem Schlaf-Apnoe-Syndrom litten, waren besonders schlechte Testergebnisse zu beobachten, wie Studienleiterin Dr. Sylvia Rabstein erläuterte. Ab der zweiten Nachtschicht verbesserten sich die Leistungen allerdings. Die Forscher schlossen daraus, dass vor allem unregelmäßige und schnell wechselnde Schichtpläne schädlich für die Aufmerksamkeit sind. Diese sollten daher vermeiden werden.
Veränderung der Beleuchtung könnte Aufmerksamkeit steigern
Dafür, wie den Aufmerksamkeitsdefiziten entgegengewirkt werden könnte, haben die Forscher auch schon Ideen. „Möglicherweise kann eine individuell verbesserte Beleuchtung am Arbeitsplatz die Aufmerksamkeit steigern“, so Prof. Thomas Brüning, Direktor des IPA. In der Feldstudie wurde auch eine Reihe weiterer biologischer Parameter untersucht.
Dazu gehörten verschiedene Hormone, deren Veränderung im Tagesverlauf jetzt in Abhängigkeit von den Lichtverhältnissen am Arbeitsplatz untersucht werden soll. Weitere Ideen sind erlaubte Kurzschlafperioden oder kürzere Nachtschichten. Wie wirksam solche Maßnahmen sind, müsste nun in weiteren Studien untersucht werden.
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