Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Mangel an bestimmten T-Zellen begünstigt schweren Covid-Verlauf

Donnerstag, 5. Mai 2022 – Autor:
Es gibt inzwischen mehrere Erklärungsansätze, warum Covid-19 bei manchen Patienten so schwer verläuft. Nun haben Forscher herausgefunden: Es ist ein Mangel bestimmter Killer-T-Zellen im Blut, der offenbar schon vor der Infektion besteht.
Forscher entdecken Besonderheit im Immunsystem von Menschen mit schweren COVID-19-Verläufen

Forscher entdecken Besonderheit im Immunsystem von Menschen mit schweren COVID-19-Verläufen – Foto: © Adobe Stock/ fotomek

Eine Corona-Infektion trifft die einen schwer, andere verspüren nur leichte Symptome. Auch innerhalb der bekannten Risikogruppen wie alte Menschen oder solche mit Grunderkrankungen gibt es große Unterschiede hinsichtlich des Krankheitsverlaufs. Doch was unterscheidet diese Patienten?

Inzwischen gibt es mehrere Erklärungsansätze, warum Covid-19 bei manchen Menschen so schwer verläuft. Eine weitere Ursache hat nun die Immunologin Dr. Stefanie Kreutmair und ihr Team vom Institut für Experimentelle Immunologie der Universität Zürich gefunden.

Zu wenige Killer-T-Zellen im Blut

Das Forscherteam stellte in einer Studie fest: Bei Menschen, die einen schweren Covid-19-Verlauf erleiden, ist von Beginn an eine bestimmte Gruppe von T-Zellen im Blut spezifisch erniedrigt. Damit hat das Team einen potenziellen Biomarker identifiziert, der schon bei der Krankenhausaufnahme Hinweise auf einen schweren Verlauf geben kann. Die T-Zellen können mit einem Bluttest gemessen werden und könnten ein Frühwarnzeichen sein.

In der Studie haben die Forschenden die an der Immunabwehr beteiligten Zellen von 121 COVID-19-Patienten genauer untersucht. Die Ergebnisse wurden verglichen mit den Daten von 21 gesunden Menschen und mit denen von 25 Patienten, die an einer schweren, aber nicht durch SARS-CoV-2 verursachten Lungenentzündung erkrankt waren.

Alle Reserven des Immunsystems werden mobilisiert

Die Covid-19-Patienten zeigten in weiten Teilen ähnliche Erkrankungsabläufe und Immunreaktionen wie die Patienten mit schwerer Lungenentzündung anderer Ursache. Wie die Forscher berichten, werden „alle Reserven des Immunsystems mobilisiert.“ Dazu gehört etwa die Alarmierung des Knochenmarks, wo neue Abwehrzellen gebildet werden, die sogenannte „Notfall-Myelopoese“. In beiden Patientengruppen zeigten sich bei schweren Verläufen zudem Zeichen einer Immunparalyse, also einer Hemmung des Immunsystems.

Ausgezeichnete Arbeit

Mit einem neuartigen Analyseverfahren konnten die Forscher am Ende aber doch einen entscheidenden Unterschied zwischen den schwerkranken Patienten ausfindig machen. Die Covid-Patienten brachten einen Mangel einer bestimmten Gruppe von Killer-T-Zellen im Blut schon bei der Aufnahme in die Klinik mit. Für die Entdeckung dieser Besonderheit in der Immunreaktion erhält Stefanie Kreutmair in diesem Jahr den Theodor-Frerichs-Preis der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM). Der hoch angesehene Preis ist mit 30 000 Euro dotiert.

„Die Ergebnisse könnten unmittelbaren Einfluss auf die Behandlung von Patienten mit COVID-19 im Krankenhaus haben“, begründet DGIM-Generalsekretär Professor Georg Ertl die Preivergabe „Der Bluttest könnte helfen, das Risiko für einen schweren Verlauf frühzeitig zu erkennen. Diese Patienten könnten dann engmaschiger überwacht und frühzeitig spezifisch gegen SARS-CoV-2 behandelt werden.“

Hauptkategorien: Corona , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Coronavirus , Lungenentzündung

Weitere Nachrichten zum Thema Covid-19

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin