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Landkinder leiden zunehmend unter Allergien

Freitag, 3. Februar 2017 – Autor:
Auch Landkinder leiden zunehmend unter Neurodermitis und Allergien wie Heuschnupfen. Das zeigen Zahlen aus dem Kinderreport der AOK Nordost.
Hautcreme

Pflegecreme für Neurodermitis-geplagte Haut – Foto: Ralf Geithe - Fotolia

Rund 23 Prozent der Schulkinder im Nordosten sind Allergiker. An der Spitze liegt Mecklenburg-Vorpommern mit 24 Prozent, gefolgt von 23 Prozent in Brandenburg. In Berlin sind 22 Prozent der Schulkinder von allergischen Erkrankungen betroffen. Das zeigen Zahlen des AOK-Kinderreports.

Überraschendes Ergebnis: „Innerhalb der vergangenen zehn Jahre mussten wir eine Zunahme der Allergiehäufigkeit insbesondere außerhalb der Ballungsräume feststellen“, sagt Prof. Dr.-Ing. Thomas P. Zahn, Geschäftsführer des Gesundheitswissenschaftlichen Instituts Nordost (GeWINO). Das GeWINO erstellte den Report. Seit 2006 stieg der Anteil von Schulkindern mit Allergien in Mecklenburg-Vorpommern um 3,2 Prozent und in Brandenburg um 0,8 Prozent. In Berlin sank ihr Anteil hingegen um 1,4 Prozent.

Landkinder leiden zunehmend unter Allergien

Die Allergiehäufigkeit variiert zwischen Landkreisen und Stadtbezirken. Besonders gering ist der Anteil allergischer Schulkinder in Berlin-Reinickendorf mit 17,6 Prozent, besonders hoch im brandenburgischen Elbe-Elster-Kreis mit 27,5 Prozent. Die häufigste Erkrankung ist Neurodermitis - die atopische Dermatitis tritt oft gemeinsam mit einer Pollenallergie auf -, gefolgt von Pollenallergie/Heuschnupfen (allergische Rhinitis).

11,3 Prozent der Schulkinder in Mecklenburg-Vorpommern leiden unter Neurodermitis. In Brandenburg sind 11,1 Prozent der Schulkinder betroffen, in Berlin 9,2 Prozent. Unter Heuschnupfen leiden 9,2 Prozent der Schulkinder in Mecklenburg-Vorpommern, 8,8 Prozent in Brandenburg und 8 Prozent in Berlin. Damit sind auch Landkinder zunehmend von Allergien betroffen. Bislang ging man davon aus, dass der frühe Kontakt mit möglichen Allergenen etwa im Stallstaub davor schützen könnte.

AOK Nordost bietet frühe Hyposensibilisierung an

„Eine Allergie ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränken kann“, sagt Frank Michalak, Vorstand der AOK Nordost. „In unserer Gesellschaft fehlt dafür immer noch ein ausreichendes Bewusstsein.“ In Schweden beispielsweise gibt es etwa Regelungen, die Luftfilter vorschreiben und Duftstoffe in Schulen und Krankenhäusern untersagen, heißt es weiter in einer Pressemitteilung.

Die AOK Nordost hat im Rahmen ihres Versorgungsprogrammes „AOK-Junior“ seit 2016 spezielle Angebote für Kinder mit Allergien geschaffen. Ein neues Modul unterstützt die frühe Hyposensibilisierung bei allergischer Rhinitis durch teilnehmende Kinderärzte. 56.000 Kinder nehmen bereits daran teil.

"Aus Heuschnupfen kann, wenn er nicht früh genug behandelt wird, schnell ein ausgewachsenes Asthma entstehen“, so Prof. Susanne Lau, Sektionsleiterin Pädiatrische Allergologie und Pneumologie der Charité Klinik für Pädiatrie.Wie Studien zeigen, kann durch eine frühzeitige Hyposensibilisierung bei Heuschnupfen-Patienten die Asthmaentstehung um 40 Prozent verringert werden.

So lässt sich das Allergierisiko bei Kindern verringern

Allergie-Expertin Lau gibt Empfehlungen zur Verringerung des Erkrankungsrisikos bei Kindern. Dazu zählen die frühzeitige Hyposensibilisierung bei Pollen- und Hausstauballergikern, die Verringerung der Tabakrauchexposition, die Vermeidung unnötiger Kaiserschnitt-Geburten, die Förderung der Hautbarriere bei Säuglingen durch regelmäßiges Eincremen, insbesondere bei familiärer Atopie-Belastung, und die verstärkte Nutzung von Allergiker-Apps, etwa die „Pollen App“ der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst.

Zudem sollten Säuglinge möglichst bis mindestens zum 4. bis 6. Lebensmonat gestillt werden und Eltern keine unnötigen diätetischen Einschränkungen im Säuglingsalter vornehmen. Auch Beikost sollte zeitgerecht ab dem 5. Lebensmonat gefüttert werden, so die Allergie-Expertin weiter.

Foto: Ralf Geithe/fotolia.com

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