Krebstherapie: Auf der Suche nach schonenderen Wirkstoffen

Krebsforscher suchen nach Methoden, die weniger aggressiv sind als Chemotherapie – Foto: bananna - Fotolia
Chemotherapien haben das Ziel, das Wachstum von Krebszellen zu stoppen. Der Nachteil: Auch gesunde Zellen werden dabei in Mitleidenschaft gezogen. Zudem kommt bei aggressiven Krebsarten der Tumor häufig zurück, weil sich Tumorzellen, die gegenüber den verwendeten Medikamenten resistent sind, weiter teilen. Wirksame Alternativbehandlungen fehlen bislang. Nun hat ein internationales Team mit 180 Forschern und Medizinern aus 22 Ländern nach neuen und schonenderen Wirkstoffen für die Krebstherapie gesucht und dafür zahlreiche Studien ausgewertet. Ihre Analyse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift Seminars in Cancer Biology.
Pflanzliche Substanzen können Krebszellen abtöten
Zunächst identifizierten die Wissenschaftler bestimmte Schlüsselstellen in den Stoffwechselwegen verschiedener Krebsarten. „Im Vergleich zu normalen Zellen verhalten sich Tumorzellen anders“, erläutert Professor Jörg Reichrath, Stellvertretender Direktor der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Uniklinikum des Saarlandes. „Sie nehmen zum Beispiel mehr Glukose auf, bilden verstärkt Milchzucker, ihr Mechanismus für den natürlichen Zelltod ist ausgeschaltet und in der DNA häufen sich Schäden an.“
Insgesamt 74 solcher molekularen Stellen hatten die Forscher im Fokus. Sie konnten zeigen, dass eine Mischung bestimmter Wirkstoffe das Tumorwachstum an genau diesen Punkten stoppen kann. Die meisten dieser Substanzen stammen aus Pflanzen und wirken schonender als herkömmliche Chemotherapeutika. Zu ihnen zählen zum Beispiel Resveratrol, das in Weintrauben vorkommt, oder Kurkuma, auch als Gelbwurz bekannt. Forscher haben für beide Substanzen schon nachgewiesen, dass sie Krebszellen abtöten.
Hoffnung auf neue Therapieoptionen
Die Wissenschaftler haben nun versucht herauszubekommen, in welcher Kombination die Stoffe ihre Wirkung am besten entfalten können. „Die einzelnen Substanzen greifen einen Tumor an verschiedenen Stellen an, etwa im Genom oder bei der Zuckeraufnahme“, so Reichrath. „Dabei können sie sich in ihrer Wirkung hemmen oder ergänzen.“ Bei rund 67 Prozent der untersuchten Stoffe haben die Forscher gezeigt, dass sich die Wirkungen ergänzen würden und dadurch das Wachstum gestoppt werden könnte. Zudem belasten die Wirkstoffe die Patienten nicht so stark wie herkömmliche Chemotherapeutika. Die Wissenschaftler wollen nun in weiteren Studien klären, inwieweit solche Mischungen ihre Wirkung am besten entfalten können und wie die Chancen stehen, aggressive Tumore damit erfolgreich zu behandeln.
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