Krankenhäuser gehen mit neuer Kampagne in die Offensive
Gut möglich, dass der jüngste AOK-Krankenhausreport, wonach angeblich jedes Jahr in deutschen Kliniken rund 19.000 Patienten durch Ärztepfusch zu Tode kommen, das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Schon seit Jahren müssen die rund 2.000 deutschen Krankenhäuser aus ihrer Sicht rufschädigende (Falsch-) Behauptungen – vornehmlich von Politik und Krankenkassen – ertragen. Eine bundesweite Kampagne soll es nun richten. Mit der Kampagne "Wann immer das Leben uns braucht“ fordern die Krankenhäuser von Politik und Kassen eine redliche Diskussion über die Versorgungsrealitäten in den Krankenhäusern. Und vor allem mehr Fairness.
"Verunglimpfungen, Falschbehauptungen und Unterstellungen werden wir nicht länger hinnehmen", sagte DKG-Präsident Alfred Dänzer bei der Vorstellung der Kampagne in Berlin. „Mit der Kampagne wollen wir die Bedeutung und die Leistungsfähigkeit der Krankenhäuser und ihrer Mitarbeiter würdigen und stärker ins Bewusstsein rufen“, erklärte Dänzer. Zugleich wolle man die Politik auf die Notwendigkeit zur Bereitstellung ausreichender finanzieller Ressourcen aufmerksam machen.
Immer mehr Kliniken berichten von verunsicherten Patienten
Der DKG-Präsident unterstrich, dass die Krankenhäuser mit 18,3 Millionen stationären Behandlungsfällen in 2013 so viele Patienten versorgt hätten wie noch nie und wertete dies als „großen Vertrauensbeweis der Bevölkerung in Qualität und Leistungsfähigkeit der Krankenhäuser.“ Umso unfairer seien bloße Behauptungen der Krankenkassen über enorme Behandlungsfehler in Kliniken, sagte Dänzer mit Blick auf den AOK-Report. „Mit solchen Falschbehauptungen werden die 2.000 Kliniken und ihre 1,1 Millionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schlecht geredet.“ Das habe auch Auswirkungen auf das Vertrauen der Patienten. „Immer mehr Krankenhäuser stellen inzwischen eine zunehmende Verunsicherung der Patienten und ihrer Angehörigen fest“, betonte Dänzer. Zu befürchten seien negative Auswirkungen auf die rechtzeitige Inanspruchnahme medizinischer Leistungen. Auch die "selbstgestrickten Qualitätsvergleichslisten“ der Kassen sind der DKG ein Dorn im Auge. Hier benötigten die Krankenhäuser verbesserten Rechtsschutz vor Rufschädigungen durch die Kassen, hieß es am Dienstag in Berlin.
Kliniken fordert mit der Kampagne mehr Geld
Dass sich das angeschlagene Image der Krankenhäuser auch auf das Personal abfärbt, ist ein weiterer Grund für die Kampagne. Schließlich gehört die Personalsicherung zu den zentralen Zukunftsaufgaben der Krankenhäuser. Doch die können einen Anstieg der Personalkosten, wie sie derzeit in den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst geforderten werden, nicht ansatzweise bezahlen. Daher appelliert die Kampagne auch an die Koalition, die Finanzierung der Krankenhäuser sicherzustellen. Ein anhaltender Rationalisierungsdruck ginge ansonsten zu Lasten von Qualität und Sicherheit. Nur im Traum steige die Qualität bei sinkenden Kosten, betonte der DKG-Präsident. „Mit dem Leitsatz der Kampagne fordern wir eine konsequent krankenhausfördernden Politik, die den Patienten in den Mittelpunkt stellt."
Die Kampagne wird laut DKG von den 2.000 Kliniken in die Städte, Kreise und Regionen getragen. In sämtlichen Bundesländern finden dieser Tage entsprechende Auftaktveranstaltungen statt.