Kinder mit Mukoviszidose profitieren von neuer Dreifach-Therapie

Kinder mit Mukoviszidose können nun schon ab sechs Jahren ursächlich behandelt werden. Experten erwarten eine deutliche Abmilderung ihres Krankheitsverlaufs – Foto: © Adobe Stock/ Marija
Die Behandlung der unheilbaren Mukoviszidose hat Fortschritte gemacht. Mit den sogenannten CFTR-Modulatoren stehen erstmals Medikamente zur Verfügung, die an der Ursache der Erkrankung ansetzen - einem Defekt in einem Ionenkanal. Bei knapp 90 Prozent der Betroffenen wird der Defekt durch einen bestimmten Fehler im CFTR-Gen ausgelöst. Dort setzen die neuen Wirkstoffe an.
Seit August 2020 ist in Europa eine Kombination aus drei CFTR-Modulatoren (Elexacaftor/Tezacaftor/Ivacaftor) erhältlich, die die Funktion des Ionenkanals bei Erkrankten mit einer Kopie dieser Mutation auf etwa 50 Prozent des normalen Wertes anheben kann und so deren Lungenfunktion und Lebensqualität spürbar verbessert. Die Wirkstoffkombination war bis Anfang des Jahres allerdings erst ab zwölf Jahren zugelassen.
Studie mit Kindern führte zur Zulassung in Europa
An jüngeren Kindern wurde der vielversprechende Medikamentencocktail im Rahmen einer streng kontrollierten klinischen Studie getestet. Die Ergebnisse führten 2022 schließlich zur Zulassung ab 6 Jahren. Die Charité war eines der weltweit insgesamt 34 Studienzentren und hatte die Co-Leitung inne. Die Ergebnisse wurden jetzt im "American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine" veröffentlicht.
Danach erhöhte sich bei den 6- bis 11-jährigen Studienteilnehmern die Funktionsfähigkeit des CFTR-Ionenkanals signifikant und die Lungenfunktion und auch die Lebensqualität der Kinder verbesserte sich. Die Therapie zeigte insgesamt ein gutes Sicherheitsprofil und wurde von den Kindern gut vertragen. Die Nebenwirkungen entsprachen denen, die bereits bei älteren Erkrankten beobachtet worden waren.
Messbare Effekte nach einem halben Jahr
„Es hat mich überrascht und sehr erfreut zu sehen, dass die Kinder trotz des frühen Krankheitsstadiums und der kurzen Behandlungsdauer schon einen positiven Effekt bemerkten“, sagt Erstautor Prof. Dr. Marcus Mall. „Diese Ergebnisse haben dazu beigetragen, dass die Europäische Arzneimittelagentur die Dreifachtherapie Anfang des Jahres auch für Kinder ab 6 Jahren zugelassen hat, sodass wir sie bereits jetzt ab diesem Alter einsetzen können. Ich erwarte, dass die nun mögliche frühere Behandlung des Basisdefekts den Gesundheitszustand von Patientinnen und Patienten mit Mukoviszidose langfristig erheblich verbessert.“
An der randomisierten Placebo-kontrollierte Studie nahmen 121 Kinder zwischen 6 und 11 Jahren teil, die in ihrem Erbgut eine entsprechende Mutation aufwiesen. Jedes zweite Kind bekam ein halbes Jahr lang die Wirkstoffkombination verabreicht, die übrigen bekamen ein Placebo. Diese Art der klinischen Studien seien in der Entwicklung von Medikamenten für Kinder leider noch viel zu selten, meint Einstein-Professor Mall. „Häufig werden bei Kindern keine Kontrollgruppen untersucht, sondern von Studien mit Erwachsenen auf die Effekte bei Kindern geschlossen. Kinder sind aber keine kleinen Erwachsenen, deshalb sind hochqualitative Studien für die Entwicklung sicherer und wirksamer Medikamente sehr wichtig.“
Kleinkinder und Säuglinge sollen ebenfalls profitieren
Aktuell untersucht das Forscherteam die Sicherheit und Wirksamkeit der Dreifachtherapie bei Kindern zwischen zwei und fünf Jahren. Doch dabei soll es nicht bleiben – auch Säuglinge sollen demnächst damit behandelt werden, wie Mall andeutet: Da Mukoviszidose mittlerweile im Rahmen des Neugeborenenscreenings innerhalb der ersten Lebenswochen diagnostiziert werden könne, könnte man Mukoviszidose-Betroffene heute schon im Neugeborenenalter ursächlich behandeln „und so hoffentlich selbst frühe Schäden der Lunge und möglicherweise anderer betroffener Organe wie der Bauchspeicheldrüse verhindern. An dieses Alter tasten wir uns langsam heran.“