Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

IQWiG: Nutzen von Physiotherapie bei HWS-Syndrom unklar

Mittwoch, 15. Januar 2020 – Autor: anvo
Beschwerden im Schulter-Nacken-Bereich, auch als HWS-Syndrom bezeichnet, sind weit verbreitet. Wie sinnvoll Physiotherapie beim HWS-Syndrom ist, haben nun Forscher im Auftrag des IQWiG untersucht. Dazu haben sie nach aussakräftigen Studien gesucht – mit wenig Erfolg.
HWS-Syndrom, Schmerzen, Physiotherapie, IQWiG

Jeder Vierte leidet immer wieder unter Beschwerden im Schulter-Nacken-Bereich – Foto: ©Aleksej - stock.adobe.com

Unter dem HWS-Syndrom wird eine Reihe von Beschwerden zusammengefasst, die im Schulter-Nacken-Bereich auftreten und von der Halswirbelsäule ausgehen. Die Ursachen reichen von Abnutzungserscheinungen über Bandscheibenvorfälle bis hin zu Wirbelblockaden oder Spinalkanalstenosen. Schätzungen zufolge leiden etwa 26 Prozent der Erwachsenen in Europa mindestens zeitweise unter einem HWS-Syndrom. Nun haben Wissenschaftler im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht, inwiefern die Dauer und Häufigkeit einer Physiotherapie den Behandlungserfolg bei einem HWS-Syndrom beeinflussen.

Datenlage nicht ausreichend

Die Behandlung des HWS-Syndroms kann sowohl chirurgisch als auch konservativ erfolgen. Zu den konservativen Methoden gehört neben der medikamentösen Therapie unter anderem die Physiotherapie. Auf ihrer Suche nach belastbaren Daten dazu konnten die Forscher jedoch nur Studien mit geringer Aussagekraft finden.

Die Studienlage reiche daher nicht ausreicht, um die Frage nach dem Nutzen von Physiotherapie beim HWS-Syndrom beantworten zu können, so die Autoren des Berichts. Notwendig seien qualitativ hochwertige Studien mit ausreichend langer Nachbeobachtungsdauer, um eine Nutzenbewertung durchführen zu können.

Stellungnahmen erbeten

Das IQWiG bittet nun bis zum 4. Februar 2020 um Stellungnahmen. Bei dem vorläufigen Bericht handelt es sich um ein sogenanntes Health Technology Assessment (kurz: HTA) in dem durch den Gesetzesauftrag von 2016 gestarteten IQWiG-Verfahren „ThemenCheck Medizin“. Stellungnahmen können alle interessierten Personen, Institutionen und Gesellschaften abgeben. Wenn es nach den schriftlichen Stellungsahmen weiteren Klärungsbedarf hat, führt das IQWiG eine wissenschaftliche Erörterung. Danach wird der HTA-Bericht fertiggestellt.

Schmerzen lindern, Muskulatur aufbauen

Stehen Kopf- und Nackenschmerzen beim HWS-Syndrom im Vordergrund, wird in der Regel dazu geraten, die Schmerzen zunächst mit Hilfe von Schmerzmitteln zu lindern. Danach sollte ein Aufbau der Muskulatur erfolgen, um die Halswirbelsäule dauerhaft zu entlasten. Dieser zweiphasige Behandlungsansatz hat sich am besten bewährt. Physiotherapie und Massagen scheinen dabei vor allem dazu beizutragen, die akuten Beschwerden zu lindern.

Langfristig sollte jedoch mit einem systematischen Muskelaufbau begonnen werden. Dabei sollten die geschwächten Muskelgruppen so gestärkt werden, dass Überlastungen und damit Verkrampfungen verhindert werden. Zudem bietet eine trainierte Muskulatur der Halswirbelsäule mit ihren Bandscheiben und Wirbelgelenken mehr Schutz.

Foto: © Aleksej - stock.adobe.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Kopfschmerzen

Weitere Nachrichten zum Thema Nackenschmerzen

25.09.2016

Fast jeder kennt sie: Nackenschmerzen, häufig ausgelöst durch falsche Haltung oder innere Anspannung. Nur selten verbergen sich ernsthafte Erkrankungen dahinter. Zu den wichtigsten Sofortmaßnahmen gehören Wärme und Bewegung.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin