Hoher Blutdruck in der Schwangerschaft ist ein Alarmsignal

Bluthochdruck in der Schwangerschaft: Im Extremfall muss die Geburt eingeleitet werden, um Mutter und Kind zu schützen – Foto: ©Andrey Popov - stock.adobe.com
Wenn der Blutdruck in der Schwangerschaft zu steigen beginnt, sind Frauenärzte alarmiert. Der Blutdruckanstieg kann nämlich durch eine unzureichende Sauerstoffversorgung der Plazenta ausgelöst werden. Um das ungeborene Kind vor möglichen Schäden zu schützen, schüttet die Plazenta Stoffe aus, die den Blutdruck der Mutter erhöhen. Dadurch kann das Blut besser durch den Mutterkuchen fließen, so dass über die Nabelschnur auch die Versorgung des Babys mit Sauerstoff und lebenswichtigen Baustoffen vorübergehend verbessert wird.
Doch auch die werdende Mutter selbst ist Gesundheitsgefahren ausgesetzt: Ein Schwangerschafts-Bluthochdruck (Präeklampsie) tendiert dazu, im Lauf der Zeit immer stärker zu werden. Dadurch kann es nicht nur zu spürbaren Symptomen wie Kopfschmerzen kommen. Auch die Nieren werden belastet, so dass zunehmend wichtiges Eiweiß und Salz verlorengeht, was zu auffälligen Wassereinlagerungen führt. Steigt der Blutdruck ungebremst immer weiter, können Schwangere auch Herzprobleme, Sehstörungen und im Extremfall Krampfanfälle bekommen.
Therapie der Präeklampsie schwierig
Das Problem ist die Therapie. Früher versuchte man, bereits einen leicht erhöhten Blutdruck in der Schwangerschaft mit Arzneimitteln wieder abzusenken. Dabei wurde beobachtet, dass im Anschluss der Mutterkuchen geringer durchblutet wurde und das Kind in eine Notlage kam. Darum verordnen Ärzte heute erst ab einem Wert von150/100 mm Hg blutdrucksenkende Medikamente.
„Auf keinen Fall sollte an Flüssigkeit gespart werden“, sagt Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Besonders wichtig sei auch die Kontrolle des Babys: „Man kann im Rahmen der Schwangerenvorsorge das Risiko für eine Störung in der Plazenta durch Laboruntersuchungen feststellen, die leider noch keine Kassenleistung sind.“
Bei einem entsprechenden Verdacht zeigen typische Laborwerte schon sehr früh – deutlich vor der 16. Schwangerschaftswoche, ob ein Risiko für eine sogenannte Präeklampsie besteht. In solchen Fällen wird der Blutfluss mit speziellen Ultraschall-Geräten mit der Doppler-Methode gemessen. Besteht das Risiko für eine frühe Plazenta-Störung, kann und sollte sehr niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS) verordnet und eingenommen werden. Dieses Arzneimittel kann verhindern, dass schwere Komplikationen in der späteren Schwangerschaft auftreten.
Oftmals tritt ein Bluthochdruck erst in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft auf. "Wichtig sind deshalb in jeder Schwangerschaft das regelmäßige Messen des Blutdrucks sowie die Untersuchung des Urins. Im Urin kann eine krankhafte Eiweißausscheidung sicher festgestellt werden. Bei Auffälligkeiten gilt es zunächst engmaschig zu kontrollieren“, sagt Albring.
Bei einer schweren Blutdruck-Krise hilft nur die Geburt
Doch was, wenn der Bludtdruck immer weiter steigt? Dann hilft manchmal nur ein kaiserschnitt. „Die einzige Behandlung, die praktisch immer und sofort wirkt, den Blutdruck wieder senkt und nahezu alle Symptome verschwinden lässt, ist die Geburt“, betont Dr. Albring. Die aktuelle Behanldungsleitlinie empfiehlt, dass bei einer schweren Blutdruckkrise und bei einer ausgeprägten Wachstumsverzögerung des Babys wenn irgend möglich das Ende der 34. Schwangerschaftswoche abgewartet werden sollte. Eine stationäre Überwachung ist in dieser Situation zwingend, damit extreme Blutdruckanstiege mit Blutungen in den Augen und im Gehirn sowie epileptische Krampfanfälle nicht auftreten beziehungsweise rechtzeitig erkannt werden. „Die Geburt, auch notfalls als Kaiserschnitt in einem Perinatalzentrum, hilft Mutter und Kind innerhalb von wenigen Minuten aus der Gefahrenzone.“
Risikofaktoren für einen Bluthochdruck in der Schwangerschaft sind Übergewicht, Diabetes, ein Bluthochdruck schon vor der Schwangerschaft, sowie ein Alter über 40 Jahre. Auch bei Mehrlingsschwangerschaften und einem Schwangerschaftsdiabetes ist das Risiko erhöht.
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