Heißhunger vor der Menstruation: Der Progesteronspiegel scheint schuld zu sein

Süße, salzige und fettige Lebensmittel - darauf haben viele Frauen rund um ihre Regel regelrechten Heißhunger – Foto: ©happy_lark - stock.adobe.com
Stimmungsschwankungen, Konzentrationsschwierigkeiten oder Brustspannen – das kennen viele Frauen kurz vor dem Einsetzen der Periode. Doch auch plötzlicher Heißhunger auf Süßes oder Salziges ist nicht selten. Wissenschaftler führen die prämenstruellen Symptome sowie die Gelüste auf bestimmte Lebensmittel auf biochemische Veränderungen während des Monatszyklus zurück. Ob und warum das weibliche Gehirn kurz vor der Periode besonders sensibel auf Essensreize reagiert, hat nun ein Forschungsteam der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) näher untersucht und die Ergebnisse im Magazin „Hormones and Behavior“ veröffentlicht.
Frauen fühlen sich durch PMS auch im Sozialleben beeinträchtigt
Über frei Monate lang haben die Wissenschaftler 35 junge gesunde Frauen, die nicht hormonell verhüten, wiederholt ins Labor eingeladen – in der ersten Zyklushälfte, zur Zeit des Eisprungs und in der Zeit kurz vor der Menstruation. Die Frauen wurden gebeten, Bilder hoch- und niedrig-kalorischer Lebensmittel anzuschauen und hinsichtlich ihrer Schmackhaftigkeit zu bewerten.
Zur Messung der Aufmerksamkeit und Sensibilität gegenüber den Bildern leiteten die Forscher die Hirnströme der Frauen mittels Elektroenzephalogramms (EEG) ab und maßen die jeweilige Konzentration des Geschlechtshormons Progesteron. Zusätzlich machten die Frauen aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen Angaben zu Beschwerden und Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit dem Monatszyklus. Dabei berichteten sie zum Teil von Unwohlsein bis hin zu Schmerzen, aber auch von Beeinträchtigungen in ihren sozialen Beziehungen, beispielsweise im Arbeitsumfeld oder bei ihren Hobbies.
Stärkere Reaktionen auf hochkalorische Lebensmittel
Wie die Forscher feststellten, reagierten die Frauen in der Zeit kurz vor der Menstruation deutlich sensibler auf Bilder hochkalorischer Lebensmittel als in anderen Zyklusphasen. Für niedrigkalorische Bilder zeigte sich dieser Effekt jedoch nicht. Erstautorin Dr. Jana Strahler, fasst die Ergebnisse zusammen: „Je niedriger die Progesteron-Konzentration und je größer die Beeinträchtigungen, von der die Frauen im Zusammenhang mit ihrer Periode berichteten, umso geringer war die EEG-Reaktion auf Bilder hochkalorischer Lebensmittel.“ Keine Unterschiede habe es in der subjektiven Bewertung der Bilder gegeben.
Weitere Studien nötig, um Zusammenhänge zu erklären
Ob eine derart veränderte Reaktion auch relevant für die Entwicklung von Essstörungen, Adipositas oder Prämenstruellen Dysphorischen Störungen ist, ist bisher ungeklärt. Weitere Studien an Patientinnen müssen zeigen, ob eine verringerte Sensibilität für hochkalorische Nahrungsmittel für einen übermäßigen Verzehr hochsüßer und fettreicher Lebensmittel anfällig macht oder – im Gegenteil – sogar davor schützt.
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