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Gründe für die Gewichtszunahme in der Corona-Zeit: Vor allem 18- bis 40-Jährige Menschen sind betroffen. Prof. Matthias Blüher, Leiter der Adipositas-Ambulanz für Erwachsene am Universitätsklinikum Leipzig, erklärt, wodurch sich das Essverhalten verändert hat.
Besonders für seine spezielle Patientengruppe bringen die zusätzlichen Kilos Probleme mit sich. Über 2.000 Patienten im Jahr betreut die Adipositas-Ambulanz. Deren Body-Mass-Index beginnt bei 30 und endet bei 100 noch lange nicht. Die Corona-Pandemie verschärfte Probleme, die hierdurch entstehen können, noch weiter.
Patienten wiegen im Schnitt 5 kg mehr
"Das Übergewicht allein wäre schon problematisch für Herz, Kreislauf und Bewegungsapparat. Dazu kommt, dass sich durch die zusätzlichen Pfunde das Risiko erhöht, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ-2 zu bekommen", erklärt Blüher, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Endokrinologie und Nephrologie.
Ein erheblicher Teil der Patienten hat in der Pandemie zugenommen. Und das ziemlich drastisch: Im Durchschnitt waren es fünf Kilogramm, heißt es weiter in einer Pressemitteilung.
Gründe für die Gewichtszunahme in der Corona-Zeit
Zum einen spielt das Homeoffice eine Rolle. "Da ist der Kühlschrank ständig in Reichweite", so Prof. Blüher. Zum anderen waren und sind jetzt wieder Fitness-Studios geschlossen, oder die Mitglieder scheuen sich, in geschlossenen Räumen zu trainieren.
In Lockdown-Zeiten waren Kinder zu Hause zu beschulen, was zu Stress geführt hat. Zudem schlugen Einsamkeit und Unsicherheiten aufs Gemüt. "Solche psychischen Belastungen führen bei nicht wenigen zum Kummeressen - und der manifestiert sich dann als Kummerspeck." Besonders die 18- bis 40-jährigen Patienten scheinen die Pandemie-Folgen nicht gut wegzustecken – was zu ungesunden Verhaltensweisen führt.
Fettgewebe wirkt sich negativ auf Blutzucker aus
Die Gewichtszunahme betrifft Männer und Frauen gleichermaßen. Sie hat sich auch in den Blutzuckerwerten der Patienten niedergeschlagen. "Jeder dritte Adipositas-Patient leidet ohnehin schon an Diabetes", sagt Prof. Blüher. "Da wirkt sich jedes zusätzliche Kilo Fettgewebe negativ auf die Blutzuckerwerte aus. Andererseits würde ein deutlicher Gewichtsverlust die Blutzuckerwerte verbessern und mancher Diabetiker bräuchte seine Medikamente nicht mehr."
Obwohl wegen der gestiegenen Corona-Zahlen wieder die Sprechstunden reduziert wurden und Gruppenschulungen wegfallen, wird versucht, per Telefon- und Video-Sprechstunde im Kontakt zu bleiben. Dabei dauern die Online-Sprechstunden deutlich länger. "Die Patienten haben in dieser Zeit wirklich Gesprächsbedarf.".
Beschwerden wie Sodbrennen und Schlafstörungen
Die einen wollen erzählen, wie es ihnen geht. Die anderen haben viele Fragen - zu Ernährungstipps, zu Bewegungsempfehlungen, zu den Blutwerten oder zu körperlichen Beschwerden, wie Bauchschmerzen, Sodbrennen oder Schlafstörungen, erzählt Prof. Blüher. Patienten mit akuten Beschwerden werden nach wir vor persönlich in der Ambulanz behandelt.