Gesundheitssenatorin ruft zu Pakt für Pflege in Berlin auf
Rund 116.500 Menschen sind in Berlin nach Angaben der Gesundheitssenatsverwaltung derzeit pflegebedürftig. Bis 2030 wird die Zahl auf etwa 170.000 ansteigen. Um sie zu versorgen, braucht Berlin bis 2030 rund 8.000 Fachkräfte zusätzlich. Doch woher sollen sie kommen? Kolat setzt dazu vor allem auf mehr Geld für die Pflege.
„Pflegefachkräfte sind hoch motiviert und genießen hohen Respekt in unserer Gesellschaft. Ein reiches Land wie Deutschland muss die Pflegearbeit nicht nur verbal wertschätzen, sondern auch besser bezahlen“, fordert die Senatorin. Es sei beschämend, dass eine Fachkraft in der Altenpflege nur etwa mehr als die Hälfte eines Metallfacharbeiters verdiene. Nach Angaben der Gesundheitssenatsverwaltung liegt der durchschnittliche Monatsverdienst einer Fachkraft in der Altenpflege in Berlin bei rund 2.400 Euro, der Durchschnittslohn im Metallgewerbe dagegen bei 4.300 Euro. Auch in der Krankenpflege werde deutlich mehr verdient - rund 30 Prozent. Examinierte Altenpflegekräfte verdienen den Angaben zufolge kaum mehr als Hilfskräfte in der Krankenpflege.
Flächentarifvertrag für Pflege in Berlin angestrebt
„Eine angemessene Vergütung muss auch im Interesse der Arbeitgeber und der Pflegekassen sein, denn andernfalls wird man nicht mehr ausreichend Fachkräfte für diesen Beruf finden“, mahnt Kolat. Sie kritisiert auch, dass es kaum Tarifverträge in der Pflege in Berlin gibt. Neben Vivantes haben laut Gesundheitssenatsverwaltung nur einige freie Träger und ein privater Träger Tarifverträge abgeschlossen. Zusätzlich gelten die Arbeitsvertragsrichtlinien der Kirchen. Einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag gibt es in der Branche nicht.
Auf dieses Ziel will die Senatorin nun gemeinsam mit Trägern, Pflegekassen und Pflegekräften hinarbeiten. „Ich lade daher die Akteure in der Pflegebranche zu einem ‚Pakt für die Pflege’ in Berlin ein. Ein gemeinsames Ziel muss sein, einen Flächentarifvertrag in der Altenpflege abzuschließen“, so Kolat.
Durchschnittslöhne in der Pflege sollen veröffentlicht werden
Erste Schritte zu einer besseren Bezahlung der Altenpflegekräfte hat bereits Kolats Amtsvorgänger Mario Czaja (CDU) unternommen. Er hat in den Rahmenverträgen mit den Pflegekassen vereinbart, dass die Kassen es anerkennen müssen, wenn ein Arbeitgeber einen Tarifvertrag abgeschlossen hat. Sie dürfen den Angaben zufolge daraus entstehende höhere Kosten nicht als unwirtschaftlich zurückweisen. Außerdem hat das Land Lohnkostensteigerungen von 3,5 Prozent für 2016 und von 2,8 Prozent für 2017 herausgehandelt. Diese Prozentsätze liegen laut Gesundheitssenatsverwaltung über den Steigerungsraten im Tarifvertrag für das Land Berlin. Es werde auch kontrolliert, ob die Steigerungen bei den Beschäftigten ankommen.
In einem nächsten Schritt soll nun eine unabhängige Stelle die Höhe der ortsüblichen Vergütung feststellen, kündigt die Gesundheitssenatsverwaltung an. Eine Veröffentlichung dieses Durchschnittsverdienstes soll als Orientierung für Arbeitssuchende in der Branche dienen und für mehr Transparenz sorgen.
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