Gesundheitsrisiko Einsamkeit: Nun will die Politik aktiv werden

Einsamkeit kann krank machen – Foto: ©Photographee.eu - stock.adobe.com
Die Zahl der Single-Haushalte in Deutschland steigt immer weiter an. Nicht wenige Menschen leben freiwillig und gerne allein, und wer ansonsten gut in soziale Netzwerke eingebunden hat und einen großen Freundes- oder Familienkreis hat, empfindet das Alleinleben nicht unbedingt als problematisch. Etwas anderes ist es, wenn Menschen tatsächlich einsam sind und kaum Ansprechpartner haben. Dann kann sich das sogar ausgesprochen negativ auf ihre Gesundheit auswirken. Der Grund: Der Mensch ist ein durch und durch soziales Wesen. So haben sich im Laufe der Evolution neuronale, genetische und hormonelle Strukturen im Einklang mit dem Leben in Gemeinschaften ausgebildet. Zudem begünstigt soziales Verhalten das Überleben des Einzelnen und seiner ganzen Art. Daher ist das Bedürfnis nach Gemeinschaft tief in unseren genetischen Strukturen verankert. Und wer ständig im Widerspruch zu diesem Bedürfnis lebt, kann krank werden.
Einsamkeit verringert Lebenserwartung
Wie schwerwiegend die Folgen der Einsamkeit sein können, zeigen Studien: Demnach verringert Vereinsamung die Lebenserwartung und erhöht das Risiko für Demenzerkrankungen. Soziale Isolation soll sogar ähnlich gesundheitsschädlich wie Bluthochdruck, Bewegungsmangel, Übergewicht oder Rauchen sein. Dabei ist nicht das Alleinsein an sich gefährlich, sondern das anhaltende Gefühl des Zurückgewiesenwerdens.
Um die Folgen der zunehmenden Vereinsamung einzudämmen, fordern deutsche Politiker nun verstärkte Bemühungen. Im Falle einer Neuauflage der Großen Koalition wollen SPD und CDU gegen die Vereinsamung in der Gesellschaft vorgehen. Es sei die Aufgabe von Ministerien im Bereich Familie, Gesundheit und Wohnen, dem Trend entgegenzuwirken, dass immer mehr Menschen alleine seien, erklärte die Vorsitzende der Frauen-Union, Widmann-Mauz, gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Das Netz familiärer Bindungen sei nicht mehr so engmaschig wie früher, die Menschen lebten in weiter Entfernung zueinander und verbrächten immer mehr Zeit im Internet, so Widmann-Mauz. Ein Ansatz, um dem entgegenzuwirken, könne die Stärkung von Mehrgenerationenhäusern sein.
Regierungsposten gegen Einsamkeit in Großbritannien
In Großbritannien wurden bereits Konsequenzen aus der steigenden Vereinsamung gezogen. Dort gibt es seit Januar 2018 einen Regierungsposten gegen Einsamkeit. Sportstaatssekretärin Tracey Crouch übernahm diesen Bereich zusätzlich zu ihren anderen Aufgaben.
Auch in Deutschland wird das Problem immer größer. So ergab eine Studie der Ruhr-Universität Bochum, dass sich jeder Fünfte über 85 Jahren hierzulande einsam fühlt; bei den 45- bis 65-Jährigen soll es jeder Siebte sein. Auch jüngere Menschen können sich einsam fühlen. Doch ältere und kranke Menschen, die kaum noch ihr Haus verlassen könnten, sind besonders gefährdet. Viele von ihnen haben höchstens einmal im Monat ein Gespräch mit einem Freund oder Verwandten.
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