Gesunde Verdauung: Die Geschwindigkeit im Darm muss stimmen

Die Selbstregulation des Darms: Durch sie kann die Nährstoffaufnahme optimiert und gleichzeitig ein unerwünschtes Bakterienwachstum begrenzt werden. – Foto: AdobeStock/vectorfusionart
Haben wir gut gegessen, dauert es ungefähr acht Stunden, bis die Nahrung den Dünndarm passiert hat und damit verdaut ist. Die Geschwindigkeit, mit der der Speisebrei den bis zu fünf Meter langen Dünndarm passiert – den längsten Teil unseres Verdauungstraktes – bestimmt unmittelbar darüber, wie gut wir Nährstoffe aufnehmen und wie gesund die Bakterienflora auf unserer Darmschleimhaut ist. Das zeigt eine Studie des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation (MPI-DS) und der Technischen Universität München (TUM).
Nährstoffaufnahme, Bakterien und Fließgeschwindigkeit beeinflussen sich gegenseitig
„Nährstoffaufnahme und Bakterienzahl sind direkt an die Strömungsgeschwindigkeit im Darm gekoppelt“, heißt es in einer Mitteilung des Max-Planck-Instituts. „Bei hohen Geschwindigkeiten wird das Bakterienwachstum eingedämmt, gleichzeitig verschlechtert sich aber auch die Nährstoffaufnahme in den Darm. Im Gegensatz dazu kann eine niedrige Fließgeschwindigkeit die Nährstoffaufnahme verbessern, begünstigt aber auch ein übermäßiges Bakterienwachstum, was auf Dauer für das Verdauungssystem schädlich sein kann.“
Die Wissenschaftler haben in ihrer Studie nach eigenen Angaben zum ersten Mal die komplexe Dynamik zwischen Nährstoffaufnahme, Strömung und Bakterienwachstum aufgezeigt. „Unser Mausmodell zeigte, dass bei einer bestimmten Fließgeschwindigkeit eine optimale Nährstoffaufnahme erreicht wird, während bei einer anderen Fließgeschwindigkeit optimale Bakterienzahlen erreicht werden", sagt Karen Alim, Forschungsgruppen-Leiterin am MPI-DS und Professorin für Theorie biologischer Netzwerke an der TUM.
Darm wechselt aktiv die Geschwindigkeit zur Selbstregulation
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Darm zwischen diesen verschiedenen Fließgeschwindigkeiten wechselt, um die Nährstoffaufnahme und den Bakteriengehalt zu regulieren“, erklärt Agnese Codutti, die Erstautorin der Studie. „Dies ist abhängig von der Nahrungsaufnahme oder dem Fasten und dem erreichten Bakteriengehalt im Darm." Auf diese Weise beeinflussten die Nährstoffaufnahme und die Bakterienkonzentration auch umgekehrt die Regulierung des Darmflusses.
Darmstörungen erzeugen Müdigkeit, Kopfschmerzen, Blähungen
Was aber passiert, wenn der Darm nicht richtig funktioniert? Jede Störung des Darmflusses und der Rückkopplungsmechanismen kann der Studie von MPI und TUM zufolge zu einem übermäßigen Bakterienwachstum führen. Dies wiederum könnte schwerwiegende Folgen für unsere Gesundheit haben und zu chronischer Müdigkeit, Kopfschmerzen, schlechter Nährstoffaufnahme und Blähungen führen. Die neuen Erkenntnisse der Studie liefern den Wissenschaftlern zufolge wichtige Einblicke in die Mechanismen, die diesen Krankheiten zugrunde liegen, und können dazu beitragen, eine gesunde Darmflora zu erhalten.