Genetische Ursachen für Gicht gefunden

Gicht beginnt oft im großen Zeh. Eine genetische Veranlagung trägt zum Ausbruch der Stoffwechselerkrankung bei
Ob jemand Gicht bekommt oder nicht, darüber entscheidet offenbar ganz wesentlich die genetische Veranlagung. Forscher des CKDGen Consortiums haben jetzt ein ganzes Bündel an Genen identifiziert, die nachweislich mit Gicht zusammenhängen. Einige der 147 jetzt identifizierten Genorte sollen auch weitere Stoffwechselerkrankungen verursachen, an denen Gicht-Patienten häufig zusätzlich leiden: Erhöhte Blutfettwerte, Diabetes und Übergewicht.
Gicht ist die häufigste Form der entzündlichen Arthritis, bei der eine erhöhte Harnsäurekonzentration im Blut zur schmerzhaften Ablagerung von Harnsäurekristallen führen kann. Nachzuweisen, dass bestimmter Gen-Varianten im Zusammenhang mit der Erkrankung stehen, ist äußerst schwierig.
457.000 freiwillige Studienteilnehmer
Doch da der neuen Studie Daten von rund 457.000 Menschen zugrunde lagen, konnten die Kausalitäten jetzt aufgezeigt werden. 183 Genorte haben demnach einen Einfluss auf den Harnsäurespiegel, davon wurde bei 147 solcher Zusammenhang jetzt erstmals nachgewiesen.
„Dank der enormen Größe unserer Studie konnten wir zahlreiche Genveränderungen identifizieren, die die Harnsäurewerte im Blut und das Risiko für Gicht beeinflussen“, kommentiert Studienleiterin Prof. Dr. Anna Köttgen, Direktorin des Instituts für Genetische Epidemiologie am Universitätsklinikum Freiburg.
Ein zentrales Ergebnis der Studie: Unter Personen mit starker erblicher Veranlagung tritt die Gicht 100 Mal häufiger auf als unter Personen mit einer sehr niedrigen erblichen Veranlagung.
„Gicht Gene“ auch an erhöhten Blutfettwerten schuld
Zudem fanden die Forscher Genvarianten, die Auswirkungen auf die Regulationsmechanismen des Harnsäure-Gleichgewichts haben. „Dies könnte den schon lange beobachteten Zusammenhang mit anderen Stoffwechselerkrankungen wie erhöhten Blutfettwerten erklären“, betont Ko-Erstautor Dr. Matthias Wuttke.
Hierfür haben die Wissenschaftler genetische und klinische Datensätze mit Hilfe des Computers verknüpft. An ausgewählten Beispielen konnte der Zusammenhang zwischen Genen und Harnsäure-Gleichgewicht im Labor anschließend bestätigt werden.
„Dank unserer Analysen verfügen wir nun für den Harnstoffwechsel über einen wahren Atlas an relevanten Genveränderungen, Genen, Geweben und Mechanismen. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Ergebnisse als Ansatzpunkte für Folgestudien langfristig die Entwicklung von Therapien für Gicht verbessern“, so Wuttke.
Die Ergebnisse der Studie wurden am 2. Oktober 2019 im Fachmagazin „Nature Genetics“ publiziert.
Bei Gicht purinhaltige Lebensmittel meiden
Bei Gicht können die Nieren nicht ausreichend Harnsäure ausscheiden, was dazu führt, dass sich Harnsäurekristalle an Gelenken und an den Organen ablagern. In der Folge können schmerzhafte Gichtknoten entstehen und die Gelenke geschädigt werden. Nierensteine sind eine weitere mögliche Folge.
Die Therapie besteht in einer purinarmen Ernährung. Purine stecken unter anderem in Fleisch, Innereien, Fisch und Meeres- und Hülsenfrüchten und können einen schmerzhaften Gichtanfall auslösen. Betroffen sollten, auf diese Lebensmittel verzichten. Trotz „Diät“ sind aber dauerhaft auf harnsäuresenkende Medikamente angewiesen.
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