Gehirnerschütterungen ernst nehmen – Demenzrisiko steigt

Gehirnerschütterungen im Sport können langfristige gesundheitliche Folgen haben – Foto: © AOK Mediendienst
Gehirnerschütterungen kommen in vielen Sportarten vor, insbesondere beim Boxen oder im Fußball – etwa durch Zusammenstöße im Zweikampf, aber auch durch Kopfbälle. Das sogenannte Schädel-Hirn-Trauma kann Folgen haben: Eine Studie aus England zeigt, dass Fußballer eine 3,5-mal höhere Wahrscheinlichkeit haben, an degenerativen Hirnkrankheiten zu sterben. Ein trauriges Beispiel ist Gerd Müller. Der „Bomber der Nation“ erkrankte mit Mitte Sechzig an einer Alzheimer Demenz und starb mit 75 Jahren an den Folgen der Erkrankung. Seit geraumer Zeit wird sogar ein Kopfballverbot im Fußball diskutiert.
Fußballer erkranken öfter an Demenz
„Gehirnerschütterungen können zu langfristigen gesundheitlichen Schäden führen – besonders dann, wenn sie nicht vollständig auskuriert werden“, sagt Prof. Dr. Ingo Helmich von der Deutschen Sporthochschule Köln. „Sportlerinnen und Sportler, die in ihrer Sportart mit Zusammenstößen oder Kopfbällen konfrontiert sind, scheinen ein erhöhtes Risiko zu haben, an einer degenerativen Hirnkrankheit zu erkranken, zum Beispiel Alzheimer oder Demenz“, bestätigt der Experte.
Doch die Gefahren würden oft nicht ernst genommen und abgetan. „Bei uns im Sport passieren keine Gehirnerschütterungen“ – diesen Satz höre er häufig, sagt Helmich. Er fordert daher, dass sich der Sport insgesamt der Problematik öffnen und proaktiv mit dem Thema umgehen müsse. „Dann gibt es auch weniger Leute, die langfristig Probleme haben“, ist der Forscher überzeugt.
Gefahr Second-Impact-Syndrom
Eine besondere Gefahr sei das so genannte Second-Impact-Syndrom. Das passiert, wenn auf eine noch nicht ausgeheilte Gehirnerschütterung ein zweiter Schlag auf das noch verletzte Gehirn folgt. Krasse Beispiele können sich zum Beispiel auf dem Fußballplatz ereignen, wenn ein Fußballspieler nach einem Zusammenstoß mit dem Kopf weiterspielt, anstatt ausgewechselt zu werden.
Schneller zur Diganose
Im Eifer des Gefechts ist es jedoch oft schwierig eine Gehirnerschütterung festzustellen. Helmich forscht an schnellen Diagnosemöglichkeiten. Das NEUROGES-System wurde an der Sporthochschule entwickelt, um anhand von Handbewegungen Betroffener eine akute Gehirnerschütterung zu erkennen. Auch ein weiteres Diagnostikverfahren, die funktionelle Nahinfrarotspektroskopie (fNIRS), könne bei der Diagnose von Gehirnerschütterungen helfen, indem sie Gehirnaktivität während einer Bewegungsaufgabe aufzeichne, erläutert Ingo Helmich.
In der neuen Folge von „Eine Runde mit…“, dem Wissenschaftspodcast der Deutschen Sporthochschule Köln, erläutert der Sportmediziner, wie seine Forschung dabei hilft, Gehirnerschütterungen präziser zu diagnostizieren und was Gesten über die Gesundheit verraten können. Laut Medienmitteilung beantwortet der Experte außerdem viele allgemeine Fragen rund um das Thema Gehirnerschütterungen im Sport.