G7-Gesundheitsminister wollen Antibiotika-Einsatz begrenzen
„Wir müssen Gesundheit mehr denn je global denken - denn Krankheiten machen nicht an Staatsgrenzen halt. Nur mit gemeinsamen internationalen Anstrengungen werden wir die Menschen auch in Deutschland wirksam vor multiresistenten Keimen und grenzüberschreitenden Epidemien schützen können“, so Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU).
Die G7-Staaten haben eine gemeinsame Antibiotika-Strategie verabredet. Das würdigte Gröhe als „starkes Zeichen für eine globale Gesundheitspolitik“. In ihrer sogenannten „Berliner Erklärung“ setzen sich die G7-Gesundheitsminister dafür ein, dass Antibiotika nur zu therapeutischen Zwecken nach individueller Diagnostik verabreicht werden. Dabei messen sie der Verschreibungspflicht in der Humanmedizin und einem analogen Vorgehen in der Veterinärmedizin hohe Bedeutung bei.
Weltweit strikte Regeln für Antibiotika-Einsatz gefordert
Die Minister verabredeten auch, dass Länder mit schwächer aufgestellten Gesundheitswesen bei der Entwicklung nationaler Aktionspläne gegen Antibiotika-Resistenzen unterstützt werden sollen. So wollen sie erreichen, dass überall strikte Regeln für einen sachgerechten Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin und der Landwirtschaft etabliert werden.
Zudem beschloss der Gesundheitsgipfel den Aufbau eines globalen Netzwerks von Antibiotika-Experten. Auch die Harmonisierung von Zulassungsverfahren und -bedingungen neuer Antibiotika einschließlich klinischer Studien im Pharmabereich soll vorangetrieben werden. So wollen die Minister erreichen, dass neue Antibiotika schneller auf den Markt kommen und zu Therapiezwecken zur Verfügung stehen. Der Austausch über Produktentwicklungspartnerschaften für neue und dringend nötige Antibiotika, Impfstoffe, alternative Therapien und Schnelltests soll vertieft werden. Geplant sind auch wirtschaftliche Anreize zur Förderung von Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika und Diagnostika. Dazu soll unter anderem ein globaler Antibiotika-Forschungsfonds geprüft werden. Schließlich haben die G7-Gesundheitsminister verabredet, dass das Thema Antibiotika-Resistenzen im Rahmen der Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 2016 auf höchster Ebene besprochen werden soll.
Rund 700.000 Tote pro Jahr durch Infektionen mit resistenten Bakterien
Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sterben jährlich 700.000 Menschen weltweit aufgrund von Infektionen mit multiresistenten Bakterien. Die Kosten durch Antibiotika-Resistenzen werden für die Europäische Union auf 1,5 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt – Tendenz steigend. Die OECD geht davon aus, dass Antibiotika-Resistenzen ihre Mitgliedsstaaten im Jahr 2050 insgesamt 2,9 Billionen US-Dollar kosten werden, wenn nicht gegengesteuert wird.
Foto: Steffen Kugler