Frühkindliche Ernährung beeinflusst Gesundheit lebenslang

Schon während der Schwangerschaft und frühen Kindheit werden die Weichen für die spätere Gesundheit gelegt – Foto: S.Kobold - Fotolia
Die Ernährung der Mutter während, aber auch schon vor der Schwangerschaft sowie die Ernährung des Kindes in den ersten Lebensjahren beeinflussen den Stoffwechsel und die Gesundheit ein Leben lang. Unter der Koordination von Professor Berthold Koletzko von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) hat nun ein internationales Forscherteam mehrere Jahre lang die Folgen frühkindlicher Ernährung für die lebenslange Gesundheit untersucht. Im Projekt „Early Nutrition“ konnten sie unter anderem zeigen, dass sich das Risiko eines Kindes, im Erwachsenenalter adipös zu werden, verdoppelt, wenn die Mutter zu Beginn der Schwangerschaft übergewichtig ist.
Übergewicht in der Schwangerschaft erhöht Insulinausschüttung beim Kind
Auch die Insulin-Ausschüttung wird durch das Gewicht der Mutter und die frühkindliche Ernährung geprägt. Starkes Übergewicht der Mutter führte in den Untersuchungen bereits beim ungeborenen Kind zu erhöhten Blutzucker- und Insulinwerten. Das wiederum fördert schon intrauterin die Fettgewebsbildung und erhöht das Risiko für spätere Adipositas. Über diese und andere Mechanismen können so schon in der Schwangerschaft und der frühen Kindheit Anlagen für späteres Übergewicht, aber auch für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelegt werden.
Koletzko, der die Abteilung Stoffwechsel und Ernährungsmedizin am Dr. von Haunerschen Kinderspital des LMU Klinikums leitet, betont, wie wichtig die metabolische Programmierung im frühen Lebensalter für die Gesundheit der Bevölkerung ist: „Wir werden in der ganzen Welt von einer Welle von Übergewicht und Adipositas überrollt, die die Lebenserwartung der Betroffenen und das Gesundheitssystem belastet. In Europa machen Diabetes-Therapien inzwischen acht Prozent aller Gesundheitskosten aus, mit stark wachsender Tendenz.“
Für zwei denken, aber nicht für zwei essen
Die Forscher im Early-Nutrition-Projekt haben daher verschiedene präventive Strategien entwickelt, um unter anderem den Eiweißgehalt von Säuglingsnahrung zu senken, der bislang meist zu hoch ist. Zudem geben sie insbesondere Schwangeren Empfehlungen: „Während der Schwangerschaft steigt der Bedarf an kritischen Nährstoffen viel stärker an als der Energiebedarf“, so Koletzko. Am Ende einer Schwangerschaft brauche eine Schwangere im Schnitt nur zehn Prozent mehr Energie als vor der Schwangerschaft. Werdende Mütter sollten also nicht für zwei essen, aber für zwei denken. Zudem sollten die Frauen schon vor dem Eintreten der Schwangerschaft auf eine ausgewogene Ernährung achten, die möglichst reich an Gemüse und Fisch sein sollte. Auch sollten sie Präparate mit Folsäure einnehmen und – falls sie keinen Fisch essen – als Ergänzung die Omega-3-Fettsäure DHA einnehmen.
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