Erste Gewaltschutzambulanz in Berlin eröffnet

Die neue Gewaltschutzambulanz an der Charité: Die Ärzte erkennen, ob ein Kind „nur“ vom Wickeltisch gefallen ist
Es soll ein niederschwelliges Angebot für Betroffene sein: In der neuen Gewaltschutzambulanz an der Charité können Gewaltopfer ihre erlittenen Verletzungen rechtsmedizinisch dokumentieren lassen, ohne dass gleich die Polizei alarmiert werden muss. Hämatome, Würgemale, Verbrennungen oder Stichwunden können etwa Anzeichen von Gewalteinwirkungen sein und gelten als wichtige Beweismittel vor Gericht. Die Ärzte der Gewaltschutzambulanz sind speziell für die Spurensuche am menschlichen Körper geschult. Sie können zum Beispiel beurteilen, ob ein Kind „nur“ vom Wickeltisch gefallen ist oder ob es misshandelt wurde. Insbesondere mit Blick auf die zahlreichen Kindesmisshandlungen war ein niederschwelliges Hilfsangebot in der Stadt längst überfällig.
Gewaltopfer bekommen kostenlose Hilfe und Rechtssicherheit
„In der Gewaltschutzambulanz haben Betroffene von häuslicher Gewalt sowie andere Gewaltopfer , jetzt die Möglichkeit, ihre erlittenen Verletzungen rechtsmedizinisch dokumentieren zu lassen«, sagte Prof. Dr. Ulrich Frei, Ärztlicher Direktor der Charité bei der offiziellen Eröffnung der Gewaltschutzambulanz am Montagvormittag. Die Dokumentation sei auch ohne polizeiliche Anzeige möglich und werde nach Vereinbarung eines Termins kostenfrei durchgeführt.
Finanziell unterstützt wird die Einrichtung von der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz. »Ich freue mich, dass wir mit der ersten Berliner Gewaltschutzambulanz den Opferschutz in der Stadt weiter stärken können“, sagte Berlins Justizsenator Thomas Heilmann. „Und ich hoffe, dass es uns so gelingt, vor allem das Tabuthema häusliche Gewalt ein Stück weit aus dem Dunkelfeld herauszuzerren und den Opfern konkrete Hilfe zukommen zu lassen.“
Gerichtsfeste Gutachten aus Moabit
Die Gewaltschutzambulanz ist derzeit räumlich am Institut für Rechtsmedizin der Charité angegliedert. Nach Auskunft des Ärztlichen Leiters Prof. Dr. Michale Tsokos wird die neue Ambulanz eng mit den Berliner Netzwerken gegen Gewalt zusammenarbeiten. Tsokos stellte den Betroffenen nicht nur rechtsmedizinische und damit gerichtsfeste Gutachten, sondern auch konkrete Hilfsangebote in Aussicht. Außerdem wolle man das Phänomen Gewalt an der Gewaltschutzambulanz weiter erforschen.
Kontakt zur Gewaltschutzambulanz:
Birkenstr. 62, 10559 Berlin (Linker Seiteneingang)
Telefonnummer zur Terminvereinbarung: 030/450 570 270
E-Mail: gewaltschutz-ambulanz[at]charite.de