E171 könnte krebserregend sein
In fast allen industriell verarbeiteten Lebensmitteln stecken Zusatzstoffe, die den Geschmack, das Aussehen, die Konsistenz oder die Haltbarkeit der Produkte beeinflussen. Erkennbar sind sie auf den Etiketten meist als sogenannte E-Nummern. Bei vielen dieser Zusatzstoffe gibt es Hinweise auf gesundheitsschädliche Wirkungen. Daher rät auch die Verbraucherzentrale bei einer Reihe von E-Nummern vom Konsum ab oder warnt zumindest vor zu großen Verzehrmengen. Nun haben Forscher zeigen können, dass der Lebensmittelzusatzstoff E171 schädliche Auswirkungen auf das Immunsystem hat und sogar krebsauslösend sein könnte.
E171 durchdringt die Darmbarriere
An der Studie, die im Fachmagazin Scientific Reports veröffentlicht wurde, hat ein Konsortium von Forschern des französischen Instituts für Agrarforschung (INRA), der französischen Agentur für Lebensmittelsicherheit, Umweltschutz und Arbeitsschutz (ANSES), der Behörde für Atomenergie und alternative Energien (CEA), der Universität Grenobles-Alpes, des Synchrotrons SOLEIL und des luxemburgischen Instituts für Wissenschaft und Technologie (LIST) zusammengearbeitet. Der Lebensmittelzusatzstoff E171, den die Wissenschaftler untersuchten, ist auch unter dem Namen Titandioxid (TiO2) bekannt und wird häufig in Kosmetikprodukten wie Zahnpasta, im Farbanstrich, in Baumaterialien sowie in Fertiggerichten verwendet. Er dient dazu, die Produkte weißer zu machen oder einzudicken.
In Experimenten an Ratten konnten die Forscher nun zeigen, dass Titanoxid die Darmbarriere durchdringt, sich schädlich auf das Immunsystem auswirkt und Darmentzündungen hervorruft. Diese Ergebnisse zeigten sich, wenn den Tieren eine tägliche orale Dosis von zehn Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht verabreicht wurde. Das entspricht nach Angaben der Forscher der durchschnittlichen menschlichen lebensmittelbedingten Exposition.
Tumorbildung durch Zusatzstoff
In einem weiteren Experiment untersuchten die Wissenschaftler die Folgen einer chronischen Exposition, indem sie den Tieren über hundert Tage lang E171 verabreichten. In der Folge entwickelten über 40 Prozent der Tiere präneoplastische Läsionen, also gutartige Tumore, aus denen sich im Lauf der Zeit theoretisch Krebs entwickeln kann.
Ob sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, können die Forscher bisher noch nicht sagen. Sie betonen daher, dass es sich hier zunächst um eine akademische Studie, nicht um eine Risikoanalyse handelt. Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse hat die französische Regierung jedoch die ANSES mit der Ermittlung des Risikopotenzials von Titandioxid für die menschliche Ernährung beauftragt. Ende März 2017 soll der Bericht der Argentur über die Gefahren von E171 vorliegen.
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