Down-Syndrom: Keine Intelligenzdefizite beim gesunden Zwilling
Bei etwa jeder 70. Geburt kommen Zwillinge zur Welt. In einigen, wenigen Fällen hat eines der Kinder das Down-Syndrom (Trisomie 21). Der gesunde Zwilling ist aber keinesfalls in seiner kognitiven Entwicklung benachteiligt, wie Forscher der Universität des Saarlandes jetzt anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tags mitteilen. Die Forschung ist Teil der weltweit ersten Studie über Down-Syndrom-Zwillinge. In ihren Analysen konnten die beiden Psychologinnen Professor Gisa Aschersleben und Katarzyna Chwiedacz nachweisen, dass keine Unterschiede in der kognitiven Entwicklung des Geschwisterkindes ohne Down-Syndrom im Vergleich zu Zwillingpaaren bestehen, bei denen keines der Kinder Trisomie 21 hat.
Die Zwillinge lernen voneinander
So ergaben Intelligenztests der Zwillingsgeschwister von Kindern mit Down-Syndrom ebenso wie auch der Zwillinge der Kontrollgruppe ohne Down-Syndrom gleichen Alters und Geschlechts vergleichbare Werte von im Schnitt über 100. „Das liegt im durchschnittlichen Norm-Bereich“, erklärt Katarzyna Chwiedacz. Auch in psychosozialer Hinsicht fanden die Psychologen keine Unterschiede: „Bei beiden Gruppen treten Verhaltensprobleme relativ selten auf“, sagt sie. Die Forscherinnen fanden außerdem Hinweise, dass die Zwillinge von Kindern mit Trisomie 21 hinsichtlich sozialer und emotionaler Kompetenz weiter entwickelt sind als andere Kinder ihres Alters. „Die Eltern berichten über besonders ausgeprägte Toleranz, Empathie und Rücksichtnahme im Umgang mit Hilfsbedürftigen. „Im Vergleich zu anderen Zwillingen war das auffallend, da bei diesen vorwiegend das wechselseitige voneinander Lernen und die Vorbildfunktion im Vordergrund stand“, erläutert Chwiedacz. Diese Annahmen sollen jetzt weiter untersucht werden.
Weltweit erste Studie über Down-Syndrom-Zwillinge
An der Studie über Down-Syndrom-Zwillinge sind Humangenetiker, Mediziner und Entwicklungspsychologen beteiligt. Die Wissenschaftler untersuchen die besondere Lebenssituation der Familien unter verschiedensten Aspekten: etwa wie die Schwangerschaften verlaufen oder wie die Zwillinge sich gegenseitig beeinflussen. „Über die Entwicklung solcher Zwillinge ist bislang nur wenig bekannt, unsere systematische Untersuchung ist die erste auf diesem Gebiet“, erklärt Entwicklungspsychologin Aschersleben. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sollen auch dazu dienen, die Familien und Kinder noch besser zu beraten und zu unterstützen.
Frühförderung von Kindern mit Down-Syndrom wichtig
So weiß man, dass Kinder mit Down-Syndrom erheblich von einer gezielten Förderung profitieren. Diese Förderung sollte früh einsetzen, dazu gehören etwa eine Sprachtherapie, Frühlesen oder die Förderung besonderer individueller Begabungen. Werden diese Möglichkeiten ausgeschöpft ist es durchaus möglich, dass die Kinder später auch eine reguläre Schule besuchen, beruflich tätig sind und sogar ein relativ selbstständiges Leben führen können.
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