Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Diabetes-Risiko steigt mit dem Body-Mass-Index

Donnerstag, 22. Juli 2021 – Autor:
Übergewicht ist einer der größten Risikofaktoren für einen Typ 2 Diabetes. Ab welchem Gewicht es kritisch wird, ist jedoch regional sehr unterschiedlich, wie eine neue Studie zeigt. Danach unterscheiden sich insbesondere südliche Länder von den Industrienationen.
Fast überall auf der Welt nehmen Übergewicht und Diabetes zu

Fast überall auf der Welt nehmen Übergewicht und Diabetes zu – Foto: © Adobe Stock/ zinkevych

Ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 25 kg/m2 aufwärts gilt eine Person als übergewichtig. Da Übergewicht einer der größten Risikofaktoren für einen Typ 2 Diabetes ist, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ab diesem BMI entsprechende Vorsorgeuntersuchungen bei Personen im Alter ab 40 Jahren.

Eine internationale Studie zeigt nun, dass diese Werte zu hoch angesetzt sein könnten. Im Durchschnitt hatten Einwohner der 57 untersuchten Länder bereits ab einem BMI von 23 kg/m2 ein erhöhtes Diabetesrisiko. Außerdem stieg die Erkrankungsrate bereits in der Altersgruppe der 35- bis 44-jährigen stark an, bei Männern aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara sogar schon im Alter ab 25 Jahren.

Daten aus 57 Ländern ausgewertet

In der aktuellen Auswertung von Gesundheitsdaten sind die Forscher außerdem auf große regionale Unterschiede gestoßen, ab wann Übergewicht mit einem erhöhten Diabetesrisiko einhergeht. „Insbesondere Länder des globalen Südens unterscheiden sich hierbei teils deutlich von den bisher als Standard angenommenen Industrienationen“, schreiben die Autoren vom Universitätsklinikum Heidelberg und dem Massachusetts General Hospital in Boston in einer Pressemitteilung.

Der Wert, ab dem ein Diabetes-Screening sinnvoll wäre, schwankte laut den Forschern zwischen den Regionen und Geschlechtern stark zwischen 23,8 kg/m2 bei Männern in Ost- und Südostasien und 28,3 kg/m2 bei Frauen aus Zentralasien, Nordafrika, Lateinamerika und den Karibikstaaten.

Diabetes-Screening anpassen

Die im Fachmagazin „The Lancet“ publizierten Ergebnisse können nun von den jeweiligen Ländern genutzt werden, um ihr Diabetes-Screening anzupassen. „Gerade in Ländern mit begrenzten Ressourcen können anhand der Daten Personen mit erhöhtem Diabetesrisiko nun gezielter als bisher angesprochen, Folgeschäden vor allem bei jungen Betroffenen dadurch reduziert und die Gesundheitssysteme entlastet werden“, sagt Erstautor Felix Teufel, Doktorand am Heidelberger Institut für Global Health.

Fettzellen werden resistent gegenüber Insulin

Für die Studie werteten Wissenschaftler aus 57 Ländern unter Federführung der Universitäten Heidelberg und Massachusetts die Daten von mehr 680.000 Menschen aus. Die Datensätze umfassten neben Gewicht und Größe auch Diabetes-Biomarker wie Blutzuckerspiegel oder HbA1c-Wert. Letzterer gibt Auskunft über den Verlauf der Blutzuckerwerte in den vergangenen Wochen.

Dass Übergewicht das Risiko für einen Typ 2 Diabetes erhöht, liegt daran, dass Fettzellen weniger empfindlich gegenüber Insulin sind. Mit steigenden Kilos nimmt dann auch die Insulinresistenz zu, was den Blutzuckerspiegel  dauerhaft erhöht.

Hauptkategorien: Medizin , Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Diabetes , Übergewicht

Weitere Nachrichten zum Thema Diabetes

07.07.2021

Wenn noch vor 100 Jahren ein Mensch an Diabetes Typ 1 erkrankte, war das sein Todesurteil. Eine Behandlung der Krankheit gab es nicht. Genau vor 100 Jahren dann, im Juli 1921, entdeckten kanadische Mediziner das Blutzuckerspiegel-regelnde Hormon Insulin, das zugleich als Medikament eingesetzt werden kann. Vieles hat sich seit damals getan. Aktuell arbeitet die Forschung sogar an Insulinen, die mitdenken.

01.06.2021

Manche Covid-19-Betroffene entwickeln im Zuge der Infektion einen Diabetes. Eine internationale Studie hat entschlüsselt, wie das Coronavirus die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse befällt und zerstört. Dabei entdeckten die Forschenden auch eine Möglichkeit, diese Zellen zu schützen.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Bauchfett beeinflusst wie ein eigenes Organ den Hormonhaushalt des Körpers – nur negativ. Und es erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Hier einige Tipps, wie man die Dimension des eigenen Bauchfetts selbst bestimmen und das Problem unter Kontrolle bringen kann.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin