Herr Nowak, der Malteser Hilfsdienst ist gerade Mitglied bei Gesundheitsstadt Berlin geworden. Was erhoffen Sie sich von dieser Zusammenarbeit?
Nowak: Eines der Schwerpunktthemen von Gesundheitsstadt Berlin ist ja der demografische Wandel und seine Folgen. Und das ist auch eines der zentralen Themen der Malteser. Die Menschen in der Bundesrepublik werden immer älter, und darauf müssen wir uns einstellen. Vor allem ist es wichtig, das Bewusstsein in der Öffentlichkeit für Themen wie Alter, Pflege und Demenz zu stärken. Und das gelingt natürlich besser, wenn man in einem Netzwerk wie Gesundheitsstadt Berlin mit anderen Akteuren zusammenarbeiten kann.
Welche Dienste bieten die Malteser speziell für ältere Menschen in unserer Stadt an?
Nowak: Wir bieten eine Reihe sozialer Dienste für Senioren an. Dazu gehören die Hausnotrufsysteme, der Hospiz-Begleitdienst, ein Familienzentrum mit generationenübergreifenden Angeboten und natürlich das betreute Wohnen und die Demenzgruppen.
Wie viele ältere Menschen betreuen Sie in den Wohneinrichtungen?
Nowak: Derzeit betreuen wir rund 300 Senioren in Einrichtungen in Köpenick, Lankwitz und Tempelhof. Ihnen angeschlossen sind die Demenzgruppen. Beides – das betreute Wohnen und die Demenzgruppen – wollen wir in Zukunft stärker ausbauen. Allerdings besteht oft die Schwierigkeit darin, überhaupt erst einmal passende Immobilien dafür zu finden.
Wie genau sieht die Betreuung der Demenzpatienten bei Ihnen aus?
Nowak: Wir betreuen Menschen, die an Demenz erkrankt sind, nach einer speziellen Methode, die von der schwedischen Stiftung Sylviahemmet (deutsch: Silvia-Heim, Anm. d. Red.) entwickelt wurde. Diese Methode stellt den von Demenz betroffenen Menschen in den Mittelpunkt. Die Idee ist also, dass die Betreuer vom Patienten lernen und nicht umgekehrt. Die Stiftung Silviahemmet wurde von der schwedigschen Königin Sylvia ins Leben gerufen, um die Versorgung demenzkranker Menschen zu verbessern. Sie gilt als international führend auf dem Gebiet der Hilfe für demenziell erkrankte Menschen.
Seit wann bieten Sie diese Methode an?
Nowak: Die Kontakte mit der Stiftung existieren schon seit vielen Jahren. Im Jahr 2009 wurde dann in Köln-Lindenthal die erste Demenzstation der Malteser, die nach diesem Konzept arbeitet, eröffnet. Wir unterrichten auch selbst diese Methode, das heißt wir bilden Demenzbetreuer nach der Sylviahemmet-Methode aus. In Berlin haben wir derzeit drei Trainer, die das Konzept unterrichten.
Viele Menschen kennen die Malteser ja hauptsächlich als Anbieter von Kranken- und Rettungstransporten oder dem Auslandsrückholdienst. Welche Rolle spielen die sozialen Dienstleistungen bei Ihnen?
Nowak: Eine große Rolle, und sie wird immer wichtiger. Seit jeher engagieren sich die Malteser in ihren Werken für hilfsbedürftige und kranke Menschen. In Berlin feiern wir in diesem Jahr unser 80-jähriges Bestehen, und mittlerweile arbeiten hier ungefähr 900 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in verschiedensten Projekten und Diensten. Dabei sehen wir natürlich, dass die Betreuung älterer und insbesondere demenzkranker Menschen immer wichtiger wird. Wir müssen diesen Themen mehr Beachtung schenken und uns gemeinsam bemühen, den demografischen Wandel aktiv mitzugestalten. Wir hoffen daher, in Zukunft auch mit Gesundheitsstadt Berlin gemeinsame Projekte in diesem Bereich zu entwickeln.
Matthias Nowak ist Pressesprecher beim Malteser Hilfsdienst e.V. in Berlin. Der Malteser Hilfsdienst wurde durch den Malteser Orden und Deutschen Caritasverband gegründet. Mittlerweile ist die katholische Hilfsorganisation mit über einer Million Mitgliedern und Förderern einer der großen caritativen Dienstleister in Deutschland. Im Mittelpunkt steht dabei der christliche Dienst an bedürftigen Menschen.