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COVID-19: Thrombosen und Lungenembolien häufige Todesursache

Montag, 11. Mai 2020 – Autor: Anne Volkmann
Lungenentzündungen scheinen nicht die häufigste Todesursache bei COVID-19 zu sein. Zu diesem Ergebnis kommen Internisten und Rechtsmediziner vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Demnach sterben viele COVID-19-Patienten an Thrombosen und Lungenembolien.
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Die Obduktion von verstorbenen COVID-19-Patienten offenbarte überraschende Ergebnisse – Foto: ©Ronald Rampsch - stock.adobe.com

Mittlerweile ist bekannt, dass das neue Coronavirus SARS-CoV-2 nicht nur die Lunge, sondern auch weitere Organe sowie das Gehirn angreifen kann. Ein entscheidender Faktor scheinen zudem Entzündungsprozesse in den Blutgefäßen zu sein. Diese können im Rahmen der Immunreaktion zu Blutgerinnseln führen, die wiederum Lungenembolien auslösen können.

Dass diese Vorgänge bei COVID-19 eine weitaus größere Rolle spielen könnten als bisher gedacht, hat nun eine Studie Hamburger Forscher gezeigt. Internisten und Rechtsmediziner um Stefan Kluge und Klaus Püschel vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) hatten bei mehr als 190 SARS-CoV-2-Infizierten nach der Todesursache gefahndet. Eine Auswertung der ersten 12 Obduktionen erbrachte überraschende Ergebnisse.

Überraschung für Forscher

Die bisher durchgeführten Obduktionen zeigen, dass fast alle Verstorbenen Vorerkrankungen beispielsweise des Herz-Kreislauf-Systems oder der Lunge aufwiesen. Eine bis dahin noch nicht in diesem Ausmaß wahrgenommene Folge von COVID-19 sahen die Mediziner allerdings häufiger: Lungenembolien und Thrombosen.

„Wir konnten in der Obduktion der ersten 12 Verstorbenen nachweisen, dass eine unerwartet hohe Rate an tödlichen Lungenembolien bestand, zusätzlich hatten mehr als die Hälfte der Patientinnen und Patienten Thrombosen der Beinvenen“, so Professor Jan Sperhake, Oberarzt im Institut für Rechtsmedizin und Erstautor der Studie.

Klinisch wurde dies bereits von den Forschenden vermutet, jetzt bei der Autopsie der ersten 12 Patienten wissenschaftlich nachgewiesen und im weiteren Verlauf von mittlerweile insgesamt 192 rechtsmedizinischen Untersuchungen bestätigt. Das SARS-CoV-2-Virus scheint in den Venen zur Bildung von Blutgerinnseln zu führen, die als sogenannte Lungenembolie in die großen Lungengefäße gelangen und zu einem akuten Herz-Kreislauf-Versagen führen können.

Blutverdünner mögliche Therapieoption

Welche Faktoren tatsächlich dafür verantwortlich sind, dass COVID-19-Patientinnen und Patienten überdurchschnittlich häufig Blutgerinnsel ausbilden, ist noch nicht abschließend geklärt. Für die Mediziner vom UKE ergibt sich aus ihren Befunden dennoch eine neue therapeutische Option.

Wie Stefan Kluge mitteilt, könnten tödliche Verläufe von COVID-19 möglicherweise verhindert werden, wenn Patienten rechtzeitig Blutverdünner erhalten. Weitere Studien müssten jedoch untersuchen, wie eine optimale Behandlung aussehen könnte. Denn der Schutzwirkung von Blutverdünnern steht das erhöhte Risiko für Blutungen gegenüber.

Foto: Adobe.stock / Ronald Rampsch

Hauptkategorien: Medizin , Corona
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