COVID-19-Impfung bei Vorerkrankungen: Ist das Risiko für Nebenwirkungen erhöht?

Die Unsicherheit beim Thema ist nach wie vor groß - auch, weil Langzeitstudien fehlen – Foto: Adobe Stock / Konstantin Yuganov
Während die einen die Impfung herbeisehnen, sind die anderen skeptisch und haben Angst vor Nebenwirkungen. Manch einer fürchtet sogar, dass ein mRNA-Impfstoff das eigene Erbgut beeinflussen könnte. Sorgen haben vor allem vorerkrankte Menschen – also gerade die, die sich impfen lassen sollten, um schwere COVID-19-Verläufe zu vermeiden.
Für Verunsicherung sorgte z. B. eine im Internet verbreitete Meldung, dass die Sicherheit und Effektivität der SARS-CoV-2-Impstoffe bei Rheuma-Patienten nicht hinreichend belegt sei. Dagegen wandte sich die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh). Sie empfiehlt ausdrücklich die COVID-19-Impfung für Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Rheuma-Patienten sollten sich durch Fehlinformationen im Netz und sogar von offiziellen Stellen nicht verunsichern lassen, so die Fachgesellschaft.
Impfung auch für Herz- und Sepsis-Patienten empfohlen
Auch Herzpatienten sind häufig unsicher, ob sie sich impfen lassen können. Gerade sie gehören jedoch zu den Risikogruppen für schwere COVID-19-Verläufe und sollten sich daher impfen lassen, so Experten. Auch Patienten die aufgrund einer Herzerkrankung Blutverdünner wie Marcumar einnehmen müssen, können gegen das Coronavirus geimpft werden. Die Impfung muss dann allerdings intramuskulär erfolgen.
Auch die Sorge mancher ehemaliger Sepsis-Patienten, dass ihr Immunsystem bei der COVID-19-Impfung überreagieren könnte, ist unbegründet. Das erklärte die Sepsis-Stiftung in einer kürzlich veröffentlichten Mitteilung. Grundsätzlich seien Impfungen zwei bis vier Wochen nach einer akuten Sepsis möglich, so der Vorsitzende der Stiftung, Prof. Dr. Konrad Reinhart. „Zwar gibt es noch keine speziellen Erkenntnisse zur Wirkung und Folgen der COVID-19-Impfung nach Sepsis. Aus den Erfahrungen mit anderen Impfungen ist jedoch nicht zu schließen, dass es hier ein besonders erhöhtes Risiko gibt“, so Reinhart. Das Gegenteil sei der Fall: Ehemalige Sepsis-Patienten sollten sich unbedingt impfen lassen, da sie anfälliger sind, ein zweites Mal an Sepsis zu erkranken.
Krebs ist keine Kontraindikation gegen COVID-19-Impfung
Doch wie steht es um Patienten mit Krebserkrankungen? Für sie hat die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) Empfehlungen herausgegeben. Demnach stellen weder eine Krebserkrankung noch eine systemische Krebstherapie eine Kontraindikation gegen eine der bislang zugelassenen COVID-19-Schutzimpfungen dar. Ganz allgemein könne jedoch die Wirksamkeit der Impfung bei immungeschwächten Krebspatienten eingeschränkt sein. Daher müsse die Entscheidung, ob eine COVID-19-Impfung durchgeführt werden soll, immer gemeinsam von Arzt und Patient getroffen werden.
Sollten Schwangere sich impfen lassen?
Für schwangere Frauen ist die Datenlage noch nicht ganz klar. Laut einer Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) und weiterer Experten können schwangere Frauen zwar gegen COVID-19 geimpft werden. Da jedoch noch keine Langzeitstudien vorliegen, sollten die individuellen Vorteile und Risiken gut abgewogen werden.
Auch die Ständige Impfkommission (STIKO) betont, dass eine Impfung von Schwangeren nicht gänzlich ausgeschlossen werden sollte: „Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko für eine schwere Covid-19-Erkrankung kann in Einzelfällen nach Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher Aufklärung eine Impfung angeboten werden.“
Nebenwirkungen in der Regel leicht und vorübergehend
Als Nebenwirkungen sind den Herstellern zufolge bei allen Impfstoffen typische Impfreaktionen zu erwarten, die jedoch nicht bei jedem auftreten müssen und schnell wieder abklingen. Dazu gehören Schmerzen an der Einstichstelle, vorübergehende Müdigkeit, Fieber oder Kopf- und Muskelschmerzen. Diese Nebenwirkungen zeigen an, dass das Immunsystem arbeitet.
Selten, aber möglich, sind allergische Reaktionen – bis hin zu einem anaphylaktischen Schock. Diese Reaktion kann einige Minuten nach der Impfung auftreten, wird aber meist nur bei Menschen beobachtet, bei denen bereits eine Veranlagung für schwere allergische Reaktionen bekannt war. Wer also weiß, dass er zu schweren allergischen Reaktionen neigt, sollte sich nur unter enger medizinischer Überwachung impfen lassen.