Forscher arbeiten schon länger daran, Krebs bereits in frühen Stadien aufzuspüren. Die Tumoren setzen mutierte DNA frei, die im Blut der Patienten zirkuliert. Diese sogenannte flüssige Biopsie (liquid biopsy) wird bislang aber eher für die Überwachung von bereits an Krebs erkrankten Patienten angewendet. Denn sehr kleine, in einem frühen Stadium befindliche Tumoren setzen nur wenig DNA frei. Und nicht immer ist klar, welche Genmutationen mit welcher Krebsart verbunden ist. Dazu kommt: Bislang stützte sich die Wissenschaft vor allem auf die DNA-Mutationen, die sich in den biopsierten Tumor-Proben der Patienten fanden.
Um einen Krebs-Screening-Test zu entwickeln, der auch scheinbar gesunde Menschen erfasst, suchten die US-Forscher nach neuen Wegen. Sie fahndeten nach bislang unbekannten DNA-Veränderungen, die im Blut einer unwissentlich erkrankten Person vorhanden sein könnten.
Bluttest zur Früherkennung von Krebs
"Die Herausforderung war, einen Bluttest zu entwickeln, der die wahrscheinliche Anwesenheit von Krebs voraussagen kann, ohne die genetischen Mutationen zu kennen, die im Tumor einer Person vorhanden sind", sagt Studien-Autor Prof. Victor Velculescu von der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore.
Dabei war es auch wichtig, zwischen echten, Krebs-abgeleiteten Mutationen und genetischen Veränderungen, die in Blutzellen und als Teil der normalen, vererbten Variationen in der DNA auftreten können, zu unterscheiden. Andernfalls würde der Test zur Früherkennung von Krebs zu vielen falsch-positiven Befunden führen.
In 62 Prozent der Fälle Tumore in Phase I und II erkannt
Die von einem Team um Velculescu entwickelte Methode wird als gezielte Fehlerkorrektursequenzierung (TEC-Seq) bezeichnet. Das Team ermittelte 58 genetische Veränderungen an frei im Blut zirkulierender DNA (cf DNA), die an vielen Krebsarten beteiligt sind. Untersucht wurde das Blut von 44 gesunden und 194 an Krebs erkrankten Patienten.
Bei den gesunden Probanden reagierte der Test nicht. Bei den Patienten mit Darmkrebs schlug der Bluttest bei 71 Prozent der Fälle an, bei Brust- und Lungenkrebs in 59 Prozent der Fälle und bei Eierstockkrebs in 68 Prozent der Fälle mit Tumoren im Stadium I oder II. Insgesamt wurde eine Krebserkrankung bei mehr als 75 Prozent der Patienten mit einem Tumor im Stadium III and IV und immerhin noch bei 62 Prozent der Patienten mit einem Tumor der Phase I and II entdeckt.
Nicht-invasive Methode, um Krebs aufzuspüren
Diese Analyse biete einen guten Ansatz für die nichtinvasive Erkennung von Frühstadium-Tumoren, die für das Screening und die Behandlung von Patienten mit Krebs nützlich sein können, so das Fazit der Forscher. Weitere Studien seien nötig um das Ergebnis abzusichern.
Im Anschluss untersuchten Velculescu und sein Team die Tumoren, die den Patienten entfernt wurden. Sie stellten fest, dass die Tumore in 82 Prozent Fälle Mutationen aufwiesen, die mit den genetischen Veränderungen im Blut korrelierten. Die Studie wurde im Fachmagazin Science Translational Medicine veröffentlicht.
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